Wildtulpen
Im Überblick
Weiterführende Worte zu den Gartentulpen erübrigen sich, da unzählige Sorten heute nahezu in jedem Garten zu finden sind. Leider neigen viele Gartentulpensorten mittelfristig zur Verkümmerung. Die Gartentulpen sind aber erst innerhalb der letzten 400 Jahre durch Zucht und Selektion aus den Wildtulpen (auch botanische Tulpen genannt) hervorgegangen. Eine Art findet sich auch in Deutschland, nämlich die Weinbergtulpe (Tulipa sylvestris). Je nach Quelle existieren 70 bis 150 Wildtulpenarten, deren Hauptverbreitungsgebiet die Steppen Zentralasiens sind. Die meisten Wildtulpenarten sind frosthart und neigen im Gegensatz zu den Gartentulpen bei zusagenden Bedingungen langfristig zur Vermehrung.
Bedingungen
Weitestgehend sind Wildtulpen hinsichtlich ihrer Standortansprüche relativ unkompliziert. Ideal ist Feuchtigkeit im Frühjahr und warme und trockene Sommer. In dieser Zeit reifen die neu angelegten Zwiebeln aus. Zu schaffen machen Wildtulpen Staunässe und Wühlmäuse. Die beste Pflanzzeit ist zwischen Ende September und Anfang Dezember an frostfreien Tagen. Geben Sie die Tulpenzwiebeln mindestens zwei- bis dreimal so tief in die Erde wie die Zwiebel hoch ist. Förderlich ist, wenn sie zunächst etwas Sand in das Pflanzloch geben und hierauf die Zwiebel legen. Wildtulpen blühen über Jahre hinweg und setzen regelmäßig Samen an, die an der Pflanze belassen werden können, bis diese ausgereift sind. Durch Aussaat, Ausläufer und Tochterzwiebeln bilden viele Arten langfristig größere Bestände. Bis jedoch eine durch Aussaat vermehrte Tulpe zum ersten Mal blüht, können gut fünf Jahre vergehen.
Erfahrungen
Im Jahr 2009
Im Spätherbst 2009 habe ich von 12 Arten zusammen zirka 400 Zwiebeln in meinen Rasen eingesetzt.
Im Jahr 2010
Den ersten strengen Winter haben die Zwiebeln ausgezeichnet überlebt. Im darauffolgenden Frühjahr sind die Zwiebeln nahezu zu hundert Prozent ausgetrieben. Die meisten Pflanzen haben sowohl geblüht als auch Samen angesetzt. Daraus ergab sich auch schon die erste Schwierigkeit für mich. Ich hatte die Zwiebeln in eine noch relativ nährstoffreiche Wiese gesetzt, so dass zur Samenreife Ende Mai bis Anfang Juni die Samenstände nahezu komplett im halben Meter hohen Gras verschwunden sind.
Der Sommer 2010 war sehr verregnet und entspricht daher eigentlich kaum den Idealbedingungen von einem heißen und trockenen Sommer, den die Zwiebeln benötigen um auszureifen. Ich bin daher gespannt, welche Überlebensrate sich nächstes Jahr ergibt.
Im Jahr 2011
Wider Erwarten hat der feuchte und kühle Sommer 2010 den Zwiebeln nicht geschadet. Ende Februar haben nahezu alle Arten mit dem Austrieb begonnen. Nach einer ersten Zählung vermehrten sich viele Arten 2010: Die Populationen sind etwa 15 - 20% größer.
Im Jahr 2012
Die Individuenzahl hat sich weiter erfreulich entwickelt, so dass ich weitere Arten gepflanzt habe.
Im Jahr 2013
Wiederum kam es bei den meisten Arten zu einer Bestandszunahme. Tulipa greigii und Tulipa praestans vermehren sich gut, zeigen sich aber blühfaul. Tulipa altaica und Tulipa whittallii sind leider Wühlmäusen zum Opfer gefallen.
Arten
Folgende Arten halte ich derzeit in meinem Garten.
Wildkrokusse
Folgende Arten halte ich derzeit in meinem Garten.
Anemonen
Folgende Arten halte ich derzeit in meinem Garten.
Traubenhyazinthen
Folgende Arten halte ich derzeit in meinem Garten.
Wildlauch
Folgende Arten halte ich derzeit in meinem Garten.
Sonstige Frühjahrsblüher
Atlantisches Hasenglöckchen (Hyacinthoides non-scripta)
Das Atlantische Hasenglöckchen, ein Vertreter aus der Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae), kommt natürlicherweise in Westeuropa entlang der Atlantikküste an halbschattigen Standorten vor. Zunächst erscheinen aus der Zwiebel die langen und schmalen Laubblätter. Von April bis Mai erscheinen dann die glockenförmigen, blauen Blüten in einem schwach einseitswendigen Blütenstand.
Dolden-Milchstern (Ornithogalum umbellatum)
Der Dolden-Milchstern gehört zur Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae). Es ist in weiten Teilen Europas verbreitet, findet sich aber nur sehr zerstreut. Der Dolden-Milchstern bevorzugt sonnig, warme Standorten auf Lehmböden. Die Blätter besitzen einen weißen, mittigen Streifen. Die Blüten erscheinen zwischen April und Mai. Der doldentraubige Blütenstand enthält meist zwischen acht bis 20 weiße Blüten.
Dunkle Sternhyazinthe (Chionodoxa sardensis)
Die Dunkle Sternhyazinthe (Chionodoxa luciliae) ist ein Mitglied der Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae), die in der Westtürkei um Izmir herum zu finden ist. Dort besiedelt sie feuchte Kieferwälder bis etwa 500 m Höhe. Die sternförmigen, blauen Blüten öffnen sich zwischen März und April. Die Wuchshöhe beträgt 5 - 15 cm. Die Dunkle Sternhyazinthe eignet sich zu einer Verwilderung im Rasen. CAVE: Die Pflanze wird als invasiver Neophyt eingestuft!
Echtes Lungenkraut (Pulmonaria officinalis)
Das Echte oder Gefleckte Lungenkraut gehört zur Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae). Es ist in weiten Teilen Europas verbreitet und findet sich an halbschattigen Standorten. Die Blätter sind hell gefleckt. Die Blüten erscheinen zwischen März und April. Zunächst sind die Blüten rot, später blauviolett. Verantwortlich für diesen Farbwechsel ist eine Änderung des Säuregehaltes. Der Blütenfarbstoff, ein Anthocyan, erscheint im sauren Milieu rot, im basischen dunkelviolett.
Engelstränen-Narzisse (Narcissus triandrus 'Hawera')
Die Engelstränen-Narzisse (Narcissus triandrus 'Hawera') ist ein Mitglied der Familie der Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae) mit Heimat auf der Iberischen Halbinsel in sonnigen Höhenlagen bis 2000 m. Die leicht hängenden, schwefelgelben Blüten öffnen sich im April. Die Wuchshöhe beträgt 10 - 25 cm. Die Engelstrompeten-Narzisse eignet sich zu einer Verwilderung im Steingarten oder im Rasen.
Gewöhnliche Sternhyazinthe (Chionodoxa luciliae)
Die Gewöhnliche Sternhyazinthe (Chionodoxa luciliae), auch Schneeglanz genannt, ist ein Mitglied der Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae), die aus der westanatolischen Provinz Manisa stammt. Dort besiedelt sie sonnige Höhenlagen zwischen 1600 und 2000 m. Die sternförmigen, blauen Blüten öffnen sich zwischen März und April. Die Wuchshöhe beträgt 3 - 10 cm. Die Gewöhnliche Sternhyazinthe eignet sich zu einer Verwilderung im Steingarten oder im Rasen. CAVE: Die Pflanze wird als invasiver Neophyt eingestuft!
Hohe Schlüsselblume (Primula elatior)
Die Hohe Schlüsselblume (Primula elatior), auch Wald-Schlüsselblume genannt, ist ein Mitglied aus der Familie der Primelgewächse (Primulaceae). Die kalkliebende Art kommt auf feuchten Wiesen und in Auwäldern vor und blüht von März bis Mai. Die hellgelben Blüten stehen in einer einseitswendigen Dolde. Die Art eignet sich gut zur Verwilderung in (halb-)schattiger Lage auf Lehmböden.
Märzenbecher (Leucojum vernum)
Der Märzenbecher, auch Frühlingsknotenblume genannt, ist ein bekannter Vertreter aus der Familie der Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae). Er besiedelt feuchte Laubwälder. Die Art ist verhältnismäßig selten, aber an ihm zusagenden Standorten häufig in Massenbeständen anzutreffen. Der Märzenbecher entfaltet seine weißen, becherartigen Blüten von Februar bis April.
Maiglöckchen (Convallaria majalis)
Das bekannte und verbreitete Maiglöckchen, ein Mitglied aus der Familie der Maiglöckchengewächse (Convallariaceae), ist in diversen Wäldern zu finden. Meist kommt es an seinen Standorten in größeren Beständen vor. Aus dem kriechenden Wurzelstock entspringen zunächst zwei bärlauch-ähnliche Blätter, von Mai bis Juni der Blütenstand mit zahlreichen, becherförmigen, kleinen Blüten. Die Pflanze ist stark giftig.
Schneeglöckchen (Galanthus nivalis)
Das Kleine Schneeglöckchen ist ein bekannter Vertreter aus der Familie der Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae). Das natürliche Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Frankreich bis nach Südpolen. Bevorzugt werden kalkhaltige, feuchte Böden an schattigen Standorten. Im Februar erscheinen die weißen Blüten. Eine Vermehrung findet durch Tochterknollen sowie durch Samen statt, die von Ameisen verbreitet werden.
Sibirischer Blaustern (Scilla siberica)
Der Sibirische Blaustern (Scilla siberica) ist ein Mitglied aus der Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae). Natürliche Heimat dieser Art sind feuchte, offene Wälder in der Türkei, Südrussland, im Kaukasus und im Iran. Im Vergleich zum Zweiblättrigen Blaustern (Scilla bifolia) sind die Blüten größer, glockig und nickend. Die Blütezeit liegt zwischen März und April.
Syrische Fritallarie (Fritillaria assyriaca)
Die Syrische Fritallarie (Fritillaria assyriaca) ist ein Mitglied aus der Familie der Liliengewächse (Liliaceae). Sie kommt in der Osttürkei, dem Irak und dem Iran vor. Die glockenförmigen Blüten erscheinen im März und April. Die Blüten sind von schwarz-blauer Grundfarbe mit einem gelben Rand. Die Wuchshöhe beträgt bis 20 cm. Die Syrische Fritallarie eignet sich zu einer Verwilderung im Steingarten oder im Rasen.
Türkische Schachbrettblume (Fritillaria michailovskyi)
Die Türkische Schachbrettblume (Fritillaria michailovskyi) ist ein Mitglied aus der Familie der Liliengewächse (Liliaceae). Sie stammt aus den nordöstlichen Bergen der Türkei. Die glockenförmigen Blüten erscheinen von März bis Mai. Die 2 - 3 cm lange Blüten sind von purpurroter Grundfarbe mit einem gelben Rand. Die Wuchshöhe beträgt bis 20 cm. Die Türkische Schachbrettblume eignet sich zu einer Verwilderung im Steingarten oder im Rasen.
Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum)
Die Vielblütige Weißwurz ist eine einheimische Art, die vor allem in Laubwäldern anzutreffen ist. Die Art gehört zur Familie der Maiglöckchengewächse (Convallariaceae). Bevorzugt werden schattige, lehmhaltige Standorte. Aus den Blattachseln entspringen von Mai bis Juni mehrere, lang-zylindrische, weiße Blüten, die vor allem von Hummeln bestäubt werden. Die Pflanze gilt als schwach giftig.
Waldmeister (Gallium odoratum)
Der bekannte Waldmeister ist ein Vertreter aus der Familie der Rötegewächse (Rubiaceae). Die nährstoffliebende Art ist überwiegend in Laubwäldern zu finden. Die Blätter sind quirlständig angeordnet, die kleinen, weißen Blüten in langstieligen Trugdolden. Blütezeit ist vo Mai bis Juni. Für den spezifischen Duft sind Cumarinverbindungen verantwortlich, die insbesondere beim Welken freigesetzt werden.
Wildkrokusse (Crocus spec.)
Insgesamt existieren etwa 80 verschiedene Wildkrokusarten. Diese blühen früher als die großblütigen Hybriden, sind robuster und eignen sich deutlich besser für eine Verwilderung in der Wiese. Diese sollte erst nach dem Einziehen des Laubes gemäht werden. Häufige Arten sind der gelbe Kleine Krokus (Crocus chrysanthus), der blau-violette Elfenkrokus (Crocus tommasinianus) und der blaue Frühlingskrokus (Crocus vernus).
Winterling (Eranthis hyemalis)
Der Winterling gehört zur Familie der Hahnfußgewächse (Ranunculaceae) und stammt ursprünglich aus Südeuropa. Er wurde aber bereits im 16. Jahrhundert nach Deutschland eingeführt. Er eignet sich gut zu einer Verwilderung in feuchten Rasenflächen. Die gelben Blüten erscheinen bereits im Februar. Vorsicht: Der Winterling ist aufgrund seines Gehaltes an herzwirksamen Glykosiden stark giftig.
Zwerghyazinthe (Puschkinia libanotica)
Die Zwerghyazinthe oder Puschkinie gehört zur Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae) und ist natürlicherweise von der Nordosttürkei bis in den Libanon und in den Iran zu finden. Dort wächst sie in alpinen Wiesenhängen in einer Höhe von 1700 - 3500 m. Die Kultur in Deutschland ist unkompliziert. Sie eignet sich gut zu einer Verwilderung in feuchten Rasenflächen. Ende März erscheinen die blaugeäderten, weißen Blüten.
Zwergiris (Iris reticulata)
Die Zwergiris, auch Netzblatt-Schwertlilie oder Netz-Schwertlilie genannt, gehört zu den Schwertliliengewächsen (Iridaceae). Natürliche Heimat dieser Art ist der Kaukasus, die Türkei sowie der Irak, wo sie in steinigen Berghängen zwischen 600 - 2700 m vorkommt. Im März erfreut diese unkomplizierte Art mit intensiv blauen Blüten, die ein gelbe Maserung aufweisen.