Alpen

Abruzzen 2013

Im Überblick

Serapias vomeracea in einem Olivenhain.

Seit Jahren wollte ich in die Abruzzen und Ophrys lacaitae fotografieren, von der ich bereits einige Standortangaben gesammelt hatte. Aber immer kam irgendetwas dazwischen. Dieses Jahr war es dann soweit. Kurzfristig brach ich zu einem kleinen Trip in die Abruzzen auf.

Leider machte ich meine Rechnung ohne Petrus, der mir einen gehörigen Strich durch dieselbige machte. Auf drei Tage Dauerregen bei gefühlten 10 °C war ich Ende Mai in Italien nicht wirklich vorbereitet.

Die Bilanz am Schluss ist: 35 Arten, 2 hypochrome Arten, 2 Hybriden und hunderte Fotos von triefend nassen Orchideenblüten.

Anreise (21.05.2013)

In Deutschland starte ich bei Sonnenschein und mache mich auf die 1.100 km lange Fahrt in die Abruzzen. Im Landkreis Rosenheim lege ich einen kleinen Stopp ein und besuche ein interessantes Flachmoor. Noch bin ich recht früh dran, einen Monat später werde ich hier Orchis palustris fotografieren. Jetzt, Ende Mai, begnüge ich mich mit ein paar Fotos von Orchis morio.

Nach Überquerung des Brenners wird das Wetter zunehmend schlechter. Je weiter ich nach Süden komme, desto wolkiger und kühler wird ist. Bei Ancona fängt es dann auch noch zu regnen an. Bei Dauerregen komme ich schließlich in der Dunkelheit in den Abruzzen an, wo ich mir noch schnell ein Hotel suche. Hoffentlich erwartet mich morgen besseres Wetter.

Gesucht und gefunden: Ophrys lacaitae. Unterwegs um Rionero Sannitico (22.05.2013)

Die Italienische Gladiole (Gladiolus italicus).

Meine Stoßgebete wurden nicht wirklich erhört. Die Nacht über hat es geschüttet. Am Morgen türmen sich bereits wieder dichte Wolken über den Abruzzen, aber immerhin regnet es nicht. Zunächst fahre ich nach Rionero Sannitico. Ich habe von dort mehrere Standortangaben für Ophrys lacaitae.

Zunächst halte ich an einem Waldrand, hier finden sich einige triefend nasse Orchis-Arten. An derselben Straße suche ich einige Kilometer weiter den ersten angeblichen Ophrys lacaitae – Standort auf. Leider findet sich diese Art hier trotz einstündiger Suche nicht. Stattdessen finde ich Anacamptis pyramidalis, Ophrys bertolonii, Ophrys fusca, Ophrys majellensis, Serapias bergonii und Serapias lingua. Einige hundert Meter weiter entdecke ich am Straßenrand Ophrys insectifera. Diese Art ist in den Abruzzen nur selten zu finden.

Interessante Blüte einer Haferwurzel (Tragopogon porrifolius).

Also geht es weiter zum zweiten Standort. Aber auch hier ist weit und breit keine Ophrys lacaitae zu finden. Dafür notiere ich auf meiner Liste zusätzlich Ophrys apulica und Serapias parviflora. Also zu Standort Nummer drei. Nachdem ich die ersten Himantoglossum adriaticum und ein Einzelexemplar von Limodorum abortivum gefunden habe, entdecke ich in einem Wald neben einem vertrockneten auch ein aufblühendes Exemplar der ersehnten Ophrys lacaitae. Glück gehabt, zumindest bin ich mir jetzt sicher, dass ich zur Blütezeit in den Abruzzen unterwegs bin. Und auf meiner Liste befinden sich noch einige Standorte, so dass ich zuversichtlich bin, auch noch ein paar fotogenere Exemplare zu finden.

Nun geht es weiter zu einer Serapias-Wiese. Hier finden sich neben den bereits gefundenen Arten zusätzlich noch Serapias apulica und Serapias vomeracea. Als ich auf der gegenüberliegenden Wiese einige Ophrys apifera und Orchis fragrans fotografiere, hält am Straßenrand ein Wohnmobil an. Mit dem Ehepaar aus Hessen komme ich schnell ins Gespräch und wir tauschen ein paar Standorte aus. Später wird sich herausstellen, dass bis auf einen diese ohnehin in meinen Unterlagen enthalten waren. Aufgrund des Gesprächs war ich aber bestärkt, mich an diesen Standorten besonders gründlich umzusehen. Von dieser Stelle nochmals ein herzliches Danke.

Schon der nächste Standort ist nur wenige hunderte Meter entfernt. Hier sollen weit über hundert Ophrys lacaitae blühen. Also schnell dorthin. Und in der Tat handelt es sich um ein wahres Eldorado. Neben den versprochenen Lacaitae finde ich noch Ophrys gracilis und wahrscheinlich mehrere Hybriden zwischen diesen beiden Arten. Kurz später fängt es heftig zu Gewittern an, so dass ich mich wieder zum Hotel begebe.

Petrus Schleusen bleiben geöffnet (23.05.2013)

Der heutige Tag beginnt so wie der gestrige aufgehört hat. Es regnet in Strömen. Aber so etwas kann einen Orchideenenthusiasten wie mich nicht abhalten. Ich fahre nach Alfedena. Hier solle es eine interessante Vielfalt an Ophrys aus dem Holoserica-Formenkreis geben. Nach einer Kurve mit Iris x germanica werde ich auch schnell fündig. Neben einigen Serapias finde ich Aceras anthropophorum, Himantoglossum adriaticum, Orchis pauciflora, Orchis tridentata, Orchis ustulata und die bereits angekündigte verwirrende Formenfülle der ‚Holosericas‘. Viele entsprechen am ehesten Ophrys apulica. Darunter sind aber auch Exemplare mit rein weißen Sepalen und teils gelbem Rand der Lippe. Über deren Zuordnung bin ich mir nicht im Klaren und für jede Meinung sehr dankbar (meine Email-Adresse finden Sie hier).

Hier eine kleine Auswahl (Alfedena + Scontrone):

Nr. 1.
Nr. 2.
Nr. 3.
Nr. 4.
Nr. 5.
Nr. 6.
Nr. 7.
Nr. 8.
Nr. 9.
Nr. 10.
Nr. 11.
Nr. 12.
Nr. 13.
Blick auf Alfedena bei strömendem Regen.

Weiter geht die Fahrt nach Norden. Bei Villette Barrea gibt es ebenfalls interessante Wiesen. Vor allem sind reichlich Orchis tridentata und Orchis ustulata vorhanden. Diese stehen teils direkt nebeneinander, dennoch finde ich keine Hybride zwischen beide. An weiteren Arten gesellen sich Orchis morio, Aceras anthropophorum, Listera ovata und Neottia nidus-avis hinzu. Am Waldesrand finde ich zudem Cephalanthera damasonium und Cephalanthera longifolia.

Oberhalb des Lago di Barrea.

Nach einer Cappuccino-Pause im reizenden Dorf Civitella Alfedena hat der Regen etwas nachgelassen, so dass ich zurück nach Scontrone fahre. Nach Angaben des hessischen Ehepaars soll es hier ebenfalls diverse ‚Holosericas’ geben. Und wirklich ist die Formenvielfalt verblüffend. Ein paar Fotos finden sie in der obigen Fotobox.

Auf der Weiterfahrt zum zweiten Tipp nimmt die Niederschlagsmenge wieder deutlich zu. Der Scheibenwischer ist im Dauereinsatz. Schließlich erreiche ich die Wiesen bei Montenero. Hier hat es Massenvorkommen von Orchis laxiflora. Unter tausenden normal gefärbten Exemplaren erkennt man bereits aus der Distanz die etwa ein dutzend hypochrome Exemplare. Der Tag ist doch zum Mäusemelken: Da fahre ich von einer tollen Wiese zur nächsten und über einem geben sich die Gewitter die Klinke in die Hand.

Nach einigen Stunden bei 10 °C und Dauerregen bin ich bis auf die Unterhose durchnässt und nicht nur mental verschnupft. Entnervt beende ich die heutige Orchideensuche.

Versöhnlicher Ausklang mit einer Hybride (24.05.2013)

Blick auf Cervaro. Ausnahmsweise regnet es mal nicht.

Heute ist der letzte Tag in den Abruzzen. Morgen früh muss ich meine Tochter auf dem Bahnhof in Rom abholen. Nachts hat das letzte Gewitter die Abruzzen verlassen. Zwar regnet es nicht mehr, aber dafür wird es heute recht windig werden. Auch keine optimalen Bedingungen zum Fotografieren.

Artenreiche Wiesen bei Cervaro.

Zunächst steht aber eine kleine Fahrt in die Region Latium an. Hier ist mein erstes Ziel der Lago Selva. In der triefend nassen Wiese am Ufer werde ich schnell fündig und fotografiere Coeloglossum viride, eine aufblühende Dactylorhiza saccifera und Platanthera bifolia. Weiter geht es nach Cervaro. Am Straßenrand tauchen immer wieder Ophrys apifera, Orchis italica, Orchis mascula ssp. signifera und Orchis purpurea auf.

Von Cervaro geht es über den Forcella di Cervaro nach Acquafondata. Entlang dieser Strecke hat es eine Reihe interessanter Wiesen. Kurz hinter Cervaro soll sich ein weiterer Lacaitae-Standort befinden. Neben Ophrys gracilis finde ich dann auch einige Exemplare Ophrys lacaitae. Und wieder einmal eine handvoll Ophrys, deren Zuordnung mir schwer fällt.

Aber sehen Sie selbst:

Nr. 14.
Nr. 15.
Nr. 16.
Nr. 17.
Orchideenreiche Wiesen am Forcella di Cervaro.

Ostwärts erstrecken sich lang gezogene Karsthänge. Diese sind zwar sehr individuenarm, dafür aber artenreich. Neben vielen bereits bekannten Arten finde ich auf diesen Hängen Orchis papilionacea und Platanthera chlorantha.

Schöne Wiesen mit Orchis morio und Orchis pauciflora.

Der Forcella di Cervaro ist äußerst individuen- und artenreich. Vor allem Orchis morio und Orchis pauciflora wachsen hier massenweise. Zudem finde ich zwei Orchis simia und viele Coeloglossum viride. Auf 1.053 Höhenmetern ist die Vegetation noch nicht so weit entwickelt wie weiter unten, so dass ich auch noch ein paar fotogene Exemplare von Ophrys promontorii antreffe.

Schließlich erreiche ich Acquafondata. Hier soll es die Hybride Orchis tridentata x ustulata geben, welche ich nach kurzer Suche auch finde. Zwei sehr schöne Exemplare inmitten der Eltern.

Nun ist es bereits nachmittags und die Zeit für mich gekommen, nach Rom aufzubrechen. Just in diesem Moment bricht der Himmel richtig durch und die Abruzzen verabschieden mich mit strahlender Sonne.

Reiseverlauf

Datum Wochentag Besuchte Standorte
21.05.2013 Dienstag Anreise
22.05.2013 Mittwoch Rionero Sannitico, Vandra
23.05.2013 Donnerstag Alfedena – Barrea, nördl. Villetta Barrea, Montenero, Scontrone
24.05.2013 Freitag Lago Selva, östl. Cervaro, Forcella di Cervaro, Acquafondata, Abreise

Gefundene Arten

Nr. Gattung Art Bemerkung
1. Aceras antropophorum
2. Anacamptis pyramidalis
3. Cephalanthera damasonium
4. longifolia
5. Coeloglossum viride
6. Dactylorhiza saccifera
7. Gymnadenia conopsea ssp. conopsea
8. Himantoglossum adriaticum
9. Limodorum abortivum
10. Listera ovata
11. Ophrys apifera
12. apulica
13. fusca
14. gracilis
15. insectifera
16. lacaitae
17. lacaitae x gracilis Hybride
18. majellensis
19. promontorii
21. Orchis italica
21. laxiflora
22. laxiflora hypochrom
23. mascula ssp. signifera
24. morio
25. papilionacea
26. pauciflora
27. purpurea
28. simia
29. tridentata
30. tridentata hypochrom
31. tridentata x ustulata
32. ustulata
33. Platanthera bifolia
34. chlorantha
35. Serapias apulica
36. bergonii
37. lingua
38. parviflora
39. vomeracea
Deutsche Schwertlilie (Iris x germanica).
Deutsche Schwertlilie (Iris x germanica).
Triefend nasse Wiese bei Alfedena.
Bewölkter Himmel über Scontrone.
Massenbestände von Orchis laxiflora.