Bedrohung der Arten Vietnams

Artensterben für die Medizin und Vietnams Küche.

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Einführung

Der vietnamesische Revolutionär Ho Chi Minh verdeutlichte immer wieder, dass der Wald etwas Schützenswertes sei: „Wald ist Gold. Wenn wir ihn gut erhalten und nutzen, wird er sehr kostbar sein“.

Illegaler Fischfang mit Treibnetzen im Naturschutzgebiet Van Long.

Nun ist Onkel Ho seit über 40 Jahren tot. Und mit den Erinnerungen an ihn verblassen auch die an diese simple Erkenntnis – vor allem nachdem 1986 das Programm zur wirtschaftlichen Erneuerung (Doi Moi) ausgerufen wurde. Mit diesem sollte Vietnam nach Jahrzehnten der durchlittenen Kriege und Hungersnöte in eine Marktwirtschaft geführt werden. Das Programm war seither in gewisser Weise ein Erfolg. Mit hohen einstelligen Zuwachsraten der jährlichen Wirtschaftsleistung lockt Vietnam ausländische Investoren. Die Wirtschaft prosperiert, Vietnam stieg zum weltweit größten Kaffee- und zweitgrößten Reisproduzenten auf. Die Kehrseite der Medaille ist ein zunehmender Flächenverbrauch und eine immer stärker werdende Gier nach Exklusivität. War früher Bushmeat, also Wildtierfleisch, Nahrungsmittel der armen Landbevölkerung, so ist es inzwischen en vogue, Geschäftspartner zu einem Essen mit seltenen und damit hochpreisigen Tieren einzuladen. Somit werden zum Beispiel die letzten Exemplare mancher Schildkrötenarten zu einem Kilopreis von über 1.000 € von der Weltkarte verspeist.

Aber nicht nur der Verzehr von Wildtieren hat in Asien seit Jahrtausenden Tradition. Was sich nicht zum Verzehr eignet, findet Verwendung in der Traditionellen Chinesischen Medizin.

Nicht einmal 100 Exemplare des stark bedrohten Kragenbären sollen in Vietnam in freier Wildbahn leben. Schätzungsweise die zehnfache Anzahl wird in Vietnam, die siebzigfache in China in kleinen Käfigen eingepfercht, um diesen einmal wöchentlich zum Abzapfen der Gallenflüssigkeit eine Kanüle in den Bauch zu rammen. In der TCM wird der Kragenbärengalle eine heilende Wirkung zugeschrieben, soll sie doch dem Körper überschüssige Wärme entziehen. Aber nicht nur diese erliegen dem Aberglauben. Tigerknochen, Nashörner und Wildkatzen werden potenzfördernde Wirkungen, Schildkrötenblut kräftigende und pulverisierten Knochen des Schuppentiers, welches wie ein überdimensionierter Tannenzapfen aussieht, allgemein Wunder vollbringende Wirkungen zugeschrieben. Das, was nicht Vietnams Eigenverbrauch deckt, findet zahlungskräftige Kunden beim großen Nachbarn China – auch eine Nebenerscheinung der Globalisierung.

Eine Gruppe wildlebender Delacour-Schwarzlangur oder Panda-Langur (Trachypithecus delacouri) im Naturschutzgebiet Van Long. Diese Affenart gehört zu den 25 bedrohtesten Arten weltweit. Foto: S. Elser.

In Vietnam möchte man kein Affe sein: Ist man dem Kochtopf entsprungen, hat man den Widrigkeiten der Landschaftsfragmentierung getrotzt, so droht einem immer noch das Leben als Haustier. Makaken, Gibbonbabys und Loris werden auf Hanois und Saigons illegalen Tiermärkten verkauft und sterben in Gefangenschaft oft bald an einer falschen Ernährung. Ein im Laufe der Evolution auf Blätter oder Insekten spezialisierter Magen stellt sich nun mal nicht innerhalb weniger Tage auf Bananen, gekochten Reis und Fastfood um. Oder wie wäre es mit einer Existenz im Labor, um die neuesten Kosmetika testen zu dürfen?

Gleichwohl: Das Washingtoner Artenschutzabkommen verbietet jeglichen Handel mit denen von ihm geschützten Tieren oder aus ihnen hergestellten Produkten. Das internationale Artenschutzabkommen CITES (Convention on International Trade in Endangered Species) wurde 1994 von Vietnam unterzeichnet.

Vietnam brachte, mit einer Längenausdehnung von mehr als 1.600 Kilometer über 16 Breitengrade hinweg und damit einhergehenden stark differierenden klimatischen und geographischen Gegebenheiten sowie auf der östlichen, niederschlagsreichen Seite der Annamiten-Bergkette gelegen, eine einzigartige Flora und Fauna hervor. Somit weist Vietnam den höchsten Endemismus in ganz Indochina auf.

Wälder, welche den großflächigen amerikanischen Einsatz von Agent Orange im 2. Vietnamkrieg überstanden haben, weichen nun den Bulldozern im Rahmen des wirtschaftlichen Aufschwungs und werden Opfer der illegalen Rodung. Übrig bleibt eine fragmentierte, zerstörte Landschaft. Waren 1943 noch 43 Prozent der Landesfläche bewaldet, so waren es 1995 gerade noch 20 Prozent, von denen gerade einmal ein Drittel als Primärwald galten.

Dabei hat Vietnam durchaus vorbildliche Tierschutzgesetze, eine Vielzahl an Nationalparks und noch mehr Naturschutzgebiete. Vor allem aber auf die Nationalparks wird zunehmend Druck ausgeübt, diese als Funparks zu erschließen – was in Vietnam unter dem Label ‚Ökotourismus‘ läuft.

Haustierhaltung

Es ist Tag zehn meiner Vietnamreise. Mit einem Easyrider bin ich von My Son nach Kon Tum unterwegs. Zwischendurch halten wir an einem Dorf des Bahmer-Bergvolks. Hinter einem großen reetbedachten Haus auf Stelzen läuft er: Ein Makake – angekettet an einen Baum rennt er immer wieder stupide von links nach rechts und zurück.

Ein aus einer illegalen Haltung als Haustier befreiter Zwerglori (Nycticebus pygmaeus). Foto: S. Elser.

So wie diesem Makaken geht es unzähligen Affen. Sie werden illegal in Hanoi und Saigon auf Tiermärkten gehandelt. 2005 errichtete die NGO Education for Nature-Vietnam (ENV) eine Wildlife Crime Unit (WCU) und eine gebührenfreie Hotline. In den folgenden drei Jahren wurden 267 Tierschutzvergehen gemeldet, die Affen betreffen. In 61% betraf es den Besitz, in 20% den Transport, in 10% den Verkauf, in 5% in Alkohol eingelegte und als Speise angebotene Affen und in den restlichen 4% die Jagd. Zu 61% waren Makaken, zu 16% Languren und Kleideraffen, zu 13% Loris und zu 10% Gibbons betroffen.

Diese Zahlen machen nachdenklich. Ist vermeintlich die Dunkelziffer ein Vielfaches und sind die betroffenen Arten teils gefährdet, teils akut vom Aussterben bedroht.

In Vietnams Privathaushalten und Hotels fristen unzählige Affen ein bescheidenes Dasein in engen Käfigen und verenden doch meist noch kurzer Zeit, da die Besitzer der hochkomplexen Ernährung dieser Affenarten nicht gerecht werden.

Neben den recht verbreiteten Makaken, den mit einem farbenprächtig, ja geradezu adrett erscheinenden Fell ausgestatteten Kleideraffen und Gibbonbabies, welche in Aussehen und Sozialverhalten an Kleinkinder denken lassen, werden oft die kleinen Loris als Haustiere gehalten. Gleichwohl ist diese nachtaktive Art mit ihren rasiermesserscharfen Zähnen als Haustier gänzlich ungeeignet. Oft werden ihnen daher die Zähne von den Besitzern gezogen.

Verlust des Lebensraums

Ein 'Auswilderungskäfig'. In ihm wurde ein ursprünglich aus dem EPRC stammender Panda-Langur 48 Stunden an seine neue Heimat gewöhnt und anschließend für immer in Freiheit entlassen.

Im 2. Vietnamkrieg befanden sich die Amerikaner in einem frustranen Kampf gegen die feindliche Guerillabewegung FNL (‚Vietcong‘), welche sich ein gigantisches Netzwerk an Verstecken und Versorgungswegen (Ho-Chi-Minh-Pfad) im dichten Regenwald Vietnams schaffte. Um deren Tarnung durch den dichten Regenwald zu erschweren und die Nahrungsversorgung zu stören, autorisierte John F. Kennedy 1961 die Operation ‚Ranch Hand‘. Bei dieser versprühten die Amerikaner zwischen 1962 und 1971 auf einer Waldfläche, die der Hessens entspricht, nach jüngeren Forschungen insgesamt etwa 80 Millionen Liter Herbizide. Das Bedeutsamste war ‚Agent Orange‘, welches herstellungsbedingt mit dem Giftstoff 2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin (TCDD) verunreinigt war. Durch die Operation ‚Ranch Hand‘ wurden schätzungsweise 170 Kilogramm Dioxin freigesetzt (zum Vergleich: Beim Sevesounglück 1976 in Italien wurden Schätzungen zufolge zwischen ein paar hundert Gramm bis zu 34 Kilogramm freigesetzt.), welches bis heute teils zu erheblichen Gesundheitsschäden bei der Bevölkerung der betroffenen Gebiete führen kann. Nach Schätzungen des Vietnamesischen Roten Kreuzes von 2002 leiden etwa eine Million Vietnamesen an den Spätfolgen von ‚Agent Orange‘. Als weitere Herbizide wurden ‚Agent Blue‘, ‚Agent Purple‘, ‚Agent Green‘, ‚Agent Pink‘ und ‚Agent White‘ verwendet.

Des Weiteren wurden etwa 400.000 Tonnen Napalm, eine Brandwaffe mit geliertem Benzin als Hauptbestandteil, von den US-Streitkräften während des Vietnamkrieges eingesetzt.

Jedoch ging es den vietnamesischen Wäldern auch nach dem 2. Vietnamkrieg nicht besser. In Ermangelung an Alternativen wurde zum Wiederaufbau im großen Stil auf Holz zurückgegriffen. Hierdurch ging bis 1987 mehr Waldfläche verloren als zuvor während des 2. Vietnamkrieges.

Ein Auszug aus meinem Travelog: „Später geht die Landschaft zunehmend in dichten Wald über, malerisch ergießen sich einige Wasserfälle am Straßenrand. Auf dem Pass ist es merklich kühler, befinden wir uns doch auf etwa 1.800 m über NN. Die höchsten Gipfel sind durch dicke Wolken verhüllt. Nun geht es wieder bergab. […] Nach der Überquerung des Passes ändert sich die Umgebung merklich: Die Wälder sind verschwunden. Ob es eine Folge des Einsatzes des Entlaubungsmittels Agent Orange durch die Amerikaner während des zweiten Vietnamkrieges oder schlicht eine Abholzung aus wirtschaftlichen Interessen ist, erschließt sich mir nicht. Jedenfalls zeigen sich nur noch kahle Hügel, unterbrochen von meterhohem Pampasgras und Reisterrassen.“

Wo einst Primär-Regenwälder mit einer reichen Fauna standen, wachsen heute nur noch Gräser und Büsche. Erosionen und Überschwemmungsschäden sind die Folge. Zudem belegen vietnamesische Studien, dass ‚Agent Orange‘ auch zahlreiche gefährdete Tierarten drastisch reduziert hat.

Die prosperierende Wirtschaft nach Ausrufung des Programmes zur wirtschaftlichen Erneuerung (Doi Moi) 1986 schloss sich dann nahtlos an. Noch intakte Wälder wichen mehr und mehr der zunehmenden Industrialisierung. Ein weiteres Problem stellt die illegale Rodung dar.

Die zunehmende Fragmentierung der Lebensräume macht den verbliebenen Arten immer stärker zu schaffen. Beispielsweise den Pandalanguren, welche auf das Vorhandensein des artenreichen, tropischen Karstregenwaldes, der nur noch an wenigen Stellen weltweit existiert, angewiesen sind. Diese Affenart ernährt sich von Pflanzenarten, welche ausschließlich in diesem Waldtyp vorkommen. Zudem sind die Flächen zwischen den verbliebenen ‚Karstregenwaldinseln‘ gerodet, so dass die Populationen untereinander isoliert sind. Als Folge sind diese sehr störanfällig, so kann der Verlust des letzten Männchens deren Ende besiegeln. Kleine, inzuchtgefährdete Gruppen müssen daher aufwendig umgesiedelt werden.

‚Ökotourismus‘

Nun, weshalb sollte Ökotourismus ein Problem darstellen? Letztlich hat die vietnamesische Version von Ökotourismus nichts mit den westlichen Vorstellungen eines nachhaltigen, sanften und umweltverträglichen Tourismus zu tun. In Vietnam wird Ökotourismus als eine Bespaßung in freier Natur verstanden, auf die Nationalparks wird somit starker Druck ausgeübt, diese quasi als ‚Funparks‘ zu erschließen. Eben dies habe ich selbst im Cuc Phuong Nationalpark erlebt, wo schon im Park eine Hochzeit zu Popmusik in Discolautstärke ‚tobte‘.

Nahrungsmittel

Erneut kehre ich in einer Garküche ein und starte den Tag vietnamesisch-klassisch mit einer vorzüglichen Suppe: Pho Bo, eine Nudelsuppe mit Rindfleisch, bestehend aus einer Brühe aus Rinderknochen, Schalotten, Ingwer, Fischsoße, Kardamon, Sternanis, Zimtkassie – kombiniert mit Bandnudeln, Rinderfleisch sowie vielen frischen Kräutern wie zum Beispiel Koriander.

Auf dem Tisch steht, wie eigentlich in jeder dieser Garküchen an den Straßenecken Hanois, eine Flasche nuoc mam. Um diese Fischsauce von fragwürdiger Konsistenz betreiben die Vietnamesen eine Wissenschaft, wie sie anderswo vielleicht um Wein betrieben wird. So wie guter Wein aus dem Bordeaux kommt, so kommt eine gute nuoc mam von der Insel Phu Quoc oder aus Phan Thiet. Vietnam hat wirklich eine exzellente Küche und das Essen genießt dort eine vorrangige Stellung. Allein die traditionelle vietnamesische Küche soll über 500 Gerichte zählen. Doch macht die vietnamesische Küche keineswegs bei den klassischen, in Westeuropa anerkannten, Zutaten Halt. Ich durfte bei einem vietnamesischen Festmahl teilhaben und was dort aufgetischt wurde, verursachte selbst bei mir einen Würgereiz.

Eine Reuse im Van Long Naturschutzgebiet. Mit ihr werden illegal Fische und Krebse gefangen.

Je traditioneller und exklusiver eine Speise ist, desto höher ist inzwischen deren Begehrtheit. War es in der kommunistischen Zeit noch verpönt, dekadent zu speisen, so ist es in Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs nahezu usus. Geschäfte werden in Restaurants besiegelt, deren Speisekarte sich wie die Rote Liste Vietnams liest: rua (Schildkröte), te te (Schuppentier), cay huong (Zibetkatze), ran (Schlange) und khi (Affe).

Nun ist es aber nicht so, dass es Vietnam an politischem Willen fehlt. Das Land hat durchaus vorbildliche Tierschutzgesetze, 1994 wurde das internationale Artenschutzabkommen CITES (Convention on International Trade in Endangered Species) unterschrieben. Nur fehlt es an Geld und in Ermangelung einer funktionierenden Behörde an Durchsetzungskraft. Aber auch an einem entsprechenden Bewusstsein der Bevölkerung: „Die Art ist ausgestorben? So what!“

In einem Land, in dem das Durchschnittseinkommen eines Reisbauers bei monatlich unter 20 € liegt und der Preis eines Wildtiergerichts bei eben 20 € anfängt, steigen die Gewinnmargen der Wilderer in astronomische Höhen. Befeuert wird der Handel durch eine immer größer werdende Nachfrage des großen Bruders China. Aber nicht nur Vietnam ist inzwischen Fleischzulieferer, ebenso haben Birma, Laos und Kambodscha eine wesentliche Bedeutung als chinesisches ‚Produktionsland’ für bushmeat. Vietnam ist für diese Länder der Haupthandelskorridor.

Bekämpft wird die Wilderei und der illegale Handel durch Park-Ranger und Grenzbeamte – welche oft unbewaffnet, unterbezahlt und frustriert im Wald sitzen, eine Kippe nach der anderen rauchen und ihre Unzufriedenheit im Alkohol ertränken.

Traditionelle Chinesische Medizin

Der Nationalpark Cat Tien in Südvietnam erlangte 1992 internationale Aufmerksamkeit als dort eine kleine Population der vietnamesischen Unterart des Java-Nashorns (Rhinoceros sondaicus annamiticus) entdeckt wurde. Bereits seit Jahren galt diese Unterart als ausgestorben und gerade einmal 18 Jahre dauerte es, bis die Art trotz intensiver Schutzbemühungen erneut Einzug in die Galerie der ausgerotteten Tierarten hielt. Im April 2010 wurde das letzte bekannte Exemplar von Wilderern erlegt.

In den Jahren zuvor entstand ein regelrechter Hype um Rhinozeros-Hörner, Vietnam stieg zum Hauptmarkt für den illegalen Handel auf und ein Kilogramm Rhino-Horn erzielte Schwarzmarktpreise von 26.000 €. Der Auslöser waren wahrscheinlich Gerüchte um eine Wirksamkeit bei Krebserkrankungen. Obgleich diese Gerüchte nie durch onkologische Studien untermauert waren, besiegelten sie doch das Ende einer der größten und schönsten vietnamesischen Tierarten.

Leider finden sich auf der Arzneimittelliste der Traditionellen Chinesischen Medizin nicht nur Rhinozeros-Hörner. Ebenso sind auf ihr viele weitere bedrohte Tierarten zu finden. Kragenbär, Tiger, Schneeleopard, Saiga-Antilope, Schuppentiere und Asiatische Dreistreifen-Scharnier-Schildkröte (Cuora trifasciata) bilden nur eine kleine Auswahl.

In demselben Maße wie die Nachfrage nach Therapieoptionen der TCM im Rahmen der Globalisierung nicht zuletzt auch in der westlichen Welt, aber ebenso im florierenden asiatischen Raum, zunahm und zugleich die bislang entkommene Zahl an Wildtieren stetig abnahm, so stetig stiegen auch deren ‚Marktpreise‘. Ebendies treibt zugleich die Gewinnmargen der Wilderer in immer neue Höhen.

Kommen wir zurück auf die Asiatische Dreistreifen-Scharnier-Schildkröte, eine der am meisten gefährdeten Süßwasser-Schildkrötenarten Asiens. Noch ist sie in Südchina und Nordvietnam zu finden. Bei einem Kilopreis von 1.200 US-Dollar ist der Weg zur Ausrottung jedoch nicht mehr weit. Wie der vietnamesischen Unterart des Java-Nashorns wird auch dieser ihre vermeintlichen Wunderheilungskräfte bei Krebserkrankungen zum Verhängnis werden.

Aber nicht nur vietnamesische Schildkröten haben das Wasser bis zum Hals stehen. Schlangen geht es keinen Deut besser. Wandeln sie durch die engen Gassen Hanois und blicken in die überquellenden Schaufenster, so wird ihnen hier und da eine faltige, in Reisschnaps eingelegte Kobra entgegenblicken. Der Schlangenwein (‚rouo rau‘) gilt in der TCM als Allheilmittel und stellt noch die appetitlichste Variante dar. Ebenso können sie in Reisschnaps eingelegte Ziegenpenisse, Affenembryos und Bärentatzen erwerben.

Tierversuche

Im Jahre 1967 starben mehrere Angestellte der Labore des Pharmakonzerns Behringwerke im hessischen Marburg an einem bis dahin unbekannten Virus. Damals wurden die aus Uganda stammenden Meerkatzen als Versuchsaffen gehalten. Diese übertrugen das Virus, welches später als Marburgvirus beschrieben wurde.

Die Verwendung von Affen als ‚Laborratten‘ ist angesichts der engen Verwandtschaft zum Menschen aber nach wie vor ein Thema. Sie werden immer noch für medizinische Zwecke oder, um an ihnen Kosmetika zu testen, gehalten.

So wurden 2007 zum Beispiel 44 gewilderte Schwarzschenklige Kleideraffen konfisziert, welche für medizinische Zwecke und zur Herstellung von Kleber aus ihren Knochen bestimmt waren (BirdLife International, 2010).