Special: Orang Utans auf Borneo
Allgemeines & Beschreibung
Zusammen mit den Menschen, den Gorillas und den Schimpansen bilden die Orang Utans die Familie der Menschenaffen (Hominidae). Die afrikanischen Gorillas und Schimpansen sind mit dem Menschen enger verwandt und bilden zusammen die Unterfamilie Homininae. Alle drei Gruppen stammen aus Afrika und sind bodenbewohnend. Die baumbewohnenden, asiatischen Orang Utans bilden hingegen eine eigene Unterfamilie, die Ponginae.
Der Name Orang Utan stammt aus dem Malaiischen und bedeutet übersetzt Waldmenschen. Er setzt sich aus den Begriffen orang (Mensch) und utan (Wald) zusammen.
Die rot behaarten Orang Utans sind die einzige baumbewohnende Menschenaffenart. Sie weisen eine Kopf-Rumpflänge von bis zu 1,50 m auf. Die Gliedmaßen sind stark an die baumbewohnende Lebensweise angepasst, die Armspannweite kann bis zu 2,25 m betragen.
Die einzelgängerischen Orang Utans besitzen meist ein festes Revier, junge Männchen zeigen eher ein Wanderverhalten. Orang Utans ernähren sich fast ausschließlich vegetarisch, über die Hälfte der Nahrung machen Früchte aus. Ein Werkzeuggebrauch ist in der Natur nur selten zu beobachten.
Die Reproduktionsrate von Orang Utans ist verhältnismäßig lang. Nach einer durchschnittlichen Tragezeit von 245 Tagen kommt fast immer nur ein Baby zur Welt, Zwillinge sind extrem selten. Nach dem zweiten Lebensjahr löst sich allmählich der Nachwuchs von der alleinerziehenden Mutter, es beginnt seine Kletterfähigkeiten auszubauen, pflegt aber weiterhin eine enge Beziehung zur Mutter. Nach dem fünften Lebensjahr beginnt die endgültige Trennung von der Mutter. Bis zum achten Lebensjahr kommt es allerdings meist noch zu häufigeren Begegnungen zwischen Mutter und Nachwuchs. Neuerlichen Nachwuchs bekommt die Mutter meist erst nach vier bis acht Jahren.
Der Mensch ist Hauptfeind der Orang Utans, natürliche Feinde sind der Sumatra-Tiger und Krokodile.
Verbreitung
Orang Utans sind nur in Indonesien zu finden. Präziser formuliert erstreckt sich das Verbreitungsgebiet nur auf Sumatra und Borneo. Inzwischen werden die zwei Populationen als verschiedene Arten aufgefasst.
Auf Sumatra kommt der Sumatra – Orang Utan (Pongo abelii) vor und bewohnt nur den Nordteil der Insel. Auf Borneo findet sich hingegen der Borneo – Orang Utan (Pongo pygmaeus), der weiter in drei Unterarten gegliedert wird: Pongo pygmaeus pygmaeus, Pongo pygmaeus morio und Pongo pygmaeus wurmbii. Zu finden sind Orang Utans vor allem im süd- und östlichen Teil Borneos.
Orang Utans sind die einzige baumbewohnende Menschenaffenart und lassen sich nur in tropischen Regenwäldern bis zu einer Höhe von 1.500 m über NN finden. Bewohnt werden überwiegend Sumpfregenwälder und Dipterocarpaceen-Wälder (Flügelfruchtgewächse), zu denen auch die Gattung Shorea gehört. Ein Vertreter dieser Gattung sind die Meranti-Bäume, die als Tropenhölzer geschlagen und exportiert werden.
Gefährdung
Orang Utans sind stark gefährdet. Dabei ist der Sumatra – Orang Utan stärker bedroht als der Borneo – Orang Utan. Auf Sumatra sollen Schätzungen zufolge keine 10.000 Orang Utans mehr leben, die IUCN sieht die Art daher als „vom Aussterben bedroht an“ (critically endangered). Die Schätzungen zur Bestandszahl des Borneo – Orang Utans sind sehr divergent und liegen zwischen 10.000 und 50.000. Von der IUCN wird diese Art als „stark gefährdet“ (endangered) eingestuft.
Die Ursachen für die Gefährdung der Orang Utans sind vielgestaltig. Als Hauptfaktor ist sicherlich die Zerstörung des natürlichen Lebensraums anzusehen. Zu dieser Problematik finden sie hier eine ausführliche Betrachtung. Ein zunehmend bedeutsamer Faktor ist die Gewinnung von Flächen für die Palmölproduktion, bei der Indonesien die herausragende Rolle spielt. Inzwischen wird Palmöl überwiegend zu „Biodiesel“ verarbeitet, so dass die westlichen Industrienationen mittelbar für den Rückgang der Orang Utans verantwortlich sind.
Weiterhin stellen die Jagd, der illegale Handel sowie die Übertragung von Krankheiten eine Rolle.
In geringerem Maße werden Orang Utans ihres Fleisches wegen bejagt, eher erfolgt die Nachstellung in Obstplantagen oder Palmölplantagen, wo sie als Gefahr oder Schädling angesehen werden. Orang Utan – Babys werden immer noch illegal als Haustiere (vor allem im asiatischen Raum) gehalten. Der Wildfang von Orang Utan – Babys geht regelhaft mit der Tötung der Mütter einher.
Aufgrund der engen Verwandtschaft zwischen Orang Utans und Menschen und dem zunehmend engeren Kontakt sind viele Orang Utans an Hepatitis oder Tuberkulose erkrankt.
Schutzmaßnahmen
Inzwischen existiert eine Reihe von Schutzmaßnahmen. In Sumatra leben die meisten Orang Utans im Nationalpark Gunung Leuser, teilweise auch im Nationalpark Bukit Tigapuluh.
In Borneo ist die Borneo Orangutan Survival Foundation (BOS) federführend im Schutz und der Wiederauswilderung von Orang Utans. Sie betreibt dazu mehrere Projekte, von denen wir einige besucht haben (vgl. hierzu meinen Travelog).
Zu einem wurde ein größeres Areal aufgeforstet. Im Gebiet Samboja Lestari befindet sich inzwischen ein ansehnlicher Sekundärregenwald, der unter anderem Hepatitis-infizierten Orang Utans eine neue Heimat bietet.
Im Nyaru Menteng – Zentrum werden Orang Utans für die Wiederauswilderung vorbereitet, danach verbringen sie mehrere Jahre auf verschiedenen Inseln (z.B. Kaja Island), ehe sie in aufwendigen Aktionen in geeigneten Habitaten ausgewildert werden.
Ende des letzten Jahrhunderts wurden von BOS im Südosten Borneos im Meratus – Gebiet 350 Orang Utans ausgewildert. Dieses Gebiet wurde von uns ebenfalls bereist. Orang Utans haben wir in dieser Region jedoch nicht finden können.