Hochmoor – Beet
Im Überblick
Aus einem Flachmoor kann sich über längere Zeiträume letztlich ein Hochmoor entwickeln. Voraussetzung hierfür ist, dass die jährliche Niederschlagsmenge die Verdunstung sowie den Wasserabfluss übersteigt. In diesem Fall kommt es zunächst zu einer Verbuschung des Flachmoors, es entwickelt sich ein Bruchwald, in dem sich bei jährlichem Wasserüberschuss allmählich Torfmoose (Sphagnum spec.) ansiedeln. Diese sezernieren Protonen, so dass sie ihre Umgebung ansäuern, wodurch sie den Konkurrenzdruck durch andere Pflanzen reduzieren. Die Torfmoose sind wurzellos und wachsen kontinuierlich weiter. Zugleich sterben sie in der Tiefe aber ab. Durch einen relativen Sauerstoffmangel kommt es nun nur zu einer inkompletten Verrottung, so dass sich jährlich eine feine Torfschicht ablagert. Dieses Wachstum geschieht nur sehr langsam, ein gesundes Moor wächst jährlich nur etwa ein Millimeter in die Höhe. Durch die stetige Torfablagerung wächst das Moor irgendwann einmal über die Umgebung hinaus und entzieht sich somit dem Grundwassereinfluss. Dadurch wird es nicht nur sauer sondern auch extrem nährstoffarm, da der Wasserhaushalt nur durch Niederschlagswasser und nicht mehr durch mineralstoffreiches Bodenwasser aufgefüllt wird. Die Evolution des Moores ist jetzt im Endstadium angekommen, es hat sich zu einem die Umgebung etwas überragenden Hochmoor entwickelt und ist das Habitat einer Reihe hochspezialisierter Pflanzen. Einige Arten haben als zusätzliche Nährstoffquelle den Insektenfang entwickelt, so finden sich in Deutschland unter anderem im Hochmoor mehrere Sonnentauarten.
Projekt
Erläuterung des Baus und schematische Darstellung
Der Boden der Baugrube wurde zunächst sorgsam eingeebnet und größere Steine abgesammelt. Anschließend wurde eine vier Zentimeter hohe Sandschicht aufgebracht, worauf ein Vlies und die Teichfolie aufgelegt wurden. Als nächstes wurde der interne Wasserspeicher eingebaut, der aus einer Vielzahl von gelöcherten Eimern und halbierten Kanistern besteht. Anschließend wurde das Beet zur Hälfte mit Regenwasser befüllt, später die Zwischenräume zwischen den Behältern des internen Wasserspeichers mit nassem Torf verfüllt und oben eine etwa zehn Zentimeter hohe Torfauflage aufgebracht. Dies geschah jedoch nicht eben, um Pflanzen mit verschiedenen Ansprüchen gerecht werden zu können. Neben kleinen Hügeln (Bulten) wurden ebenso Vertiefungen und kleine Teiche (Schlenken) als offener Wasserspeicher modelliert. Der interne und die offenen Wasserspeicher werden regelmäßig bei Regenfällen zusätzlich von einem externen Wasserzufluss aufgefüllt. Während Trockenperioden gelangt dann das gespeicherte Wasser durch die Kapillarwirkung des Torfes allmählich an die Substratoberfläche, von wo es schließlich verdunstet. Von Süden führt ein unterirdisch verlegtes Rohr Regenwasser, welches in dieses über ein Fallrohr von dem Dach eines Schuppens gelangt, dem Moorbeet zu. Damit ein leichtes Gefälle für den Wasserzufluss gegeben ist, wurde das Hochmoorbeet etwas unterhalb des Erdniveaus angelegt. Die Böschung ringsherum wurde flach abgetragen und neigt sich sanft zum Beet nach unten. Das Beet ist ringsherum von der Böschung durch miteinander verbunden Rundholzbalken abgegrenzt, die einerseits verhindern, dass Erdreich von außen in das Beet eingespült wird und andererseits das Einwachsen von umliegenden Gräsern oder anderen Pflanzen reduzieren soll.
Geeignete Pflanzen für eine ganzjährige Freilandhaltung
Zu verschiedenen Tabellen mit Pflanzen, die ganzjährig für eine Freilandhaltung im Moorbeet geeignet sind, gelangen Sie hier.
Entwicklung
2014 – 2015
Nach der Befüllung des Hochmoorbeets im Sommer 2014 füllte sich das Beet über den Winter mit Regenwasser. Im Frühjahr nahm ich zunächst eine Verdichtung des nun nassen Torfes vor, ehe ich die Bepflanzung vornahm. Bereits wenige Wochen später erfreuten die Sonnentauarten mit ihren ersten Blüten und setzten reichlich Samen an.
2016
Vor allem aus den Drosera intermedia-Samen entwickelten sich dutzende Jugendpflanzen. Hingegen vermehrte sich das Sphagnum-Moos sich dieses Jahr nur relativ zögerlich.
2017
Die Tendenzen aus dem Vorjahr setzten sich auch 2017 fort. Das Sphagnum zeigte weiterhin eine nur mäßige Vermehrung, wohingegen sich die Drosera-Arten massiv vermehrten und inzwischen teils schon größere Teppiche ausgebildet haben. Besonders vermehrungsfreudig zeigte sich Drosera intermedia. Aber auch die Sarracenien wuchsen kräftig und bereicherten das Moor im Frühjahr mit ihren ersten Blüten.
Im Sommer suchte ein kleiner Trupp Enten aus der Nachbarschaft das Moor auf. Dieser Invasion fiel leider Aldrovanda vesiculosa zum Opfer. Zudem verschleppten die Enten dutzende Utriculariatriebe aus den verschiedenen Miniteichen, so dass seither jeder Teich einen kunterbunten Utricularia-Mix beherbergt. Langfristig werde ich wahrscheinlich sämtliche Teiche von allen Utricularien befreien, einzelne Triebe in Aquarien vermehren und die Teiche jeweils sortenrein wieder besetzen.
2018
Aufgrund der noch relativ großen Flächen mit nacktem Torf und einer damit verstärkten Aufwärmung bzw. Verdunstung und einem extrem trockenen und heißen Sommer stand das Moor trotz interner Wasserspeicher erstmals kurz vor der Austrocknung. Der minimale Wasserstand betrug gerade noch 3 cm. Dennoch bin ich optimistisch, dass mit zunehmendem Bewuchs und einer damit stärkeren Reflexion der Sonnenstrahlen durch das Sphagnum diese Problematik künftig weniger stark auftreten sollte.
Überraschend ist die Frosthärte der meisten Sarracenia-Arten. Selbst Sarrascenia psittacina und Sarracenia minor vertrugen bislang Winter bis -20°C. Wahrscheinlich tragen zu der Frosthärte die tiefen Pflanzstellen (Rhizome im Winter auf Höhe des Wasserspiegels) und ein Schutz der Rhizome durch umgebendes Sphagnum bei. Utricularia cornuta sät sich jährlich neu aus und blüht im Spätsommer.
Eine hohe Frostempfindlichkeit zeigt hingegen Sarracenia leucophylla, welche die Winter gerade so überlebt.
2019
2019 war das Jahr der Blüten! Nahezu alle Sarracenien sind dieses Jahr zur Blüte gelangt. Pogonia ophioglossoides und Calopogon tuberosus haben sich die Jahre zuvor vegetativ gut vermehrt, haben dieses Jahr aber beide erstmalig geblüht. Spiranthes cernua var. odorata bildete im Oktober dann den krönenden Abschluss mit 16 Blütenständen!
Aktuelle Bestandsliste
Nr. | Gattung | Art | Bemerkung |
---|---|---|---|
1. | Angallis | tenalla | |
2. | Aster | nemoralis | |
3. | Calopogon | tuberosus | |
4. | Drosera | ‚Anfil‘ | Drosera anglica x filiformis |
5. | Drosera | binata | |
6. | Drosera | filiformis | „California Sunset“ |
7. | Drosera | intermedia | |
8. | Drosera | rotundifolia | |
9. | Drosera | x beleziana | “Giant“ |
10. | Drosera | x hybrida | |
11. | Drosera | x obovata | |
12. | Eriophorum | vaginatum | |
13. | Helonias | bullata | |
14. | Hesperocodon | hederacea | |
15. | Kalmia | angustifolia | |
16. | Myrica | gale | |
17. | Narthecium | ossifragum | |
18. | Pogonia | ophioglossoides | |
19. | Primula | vialii | |
20. | Rhododentron | canadensis | |
21. | Rhododentron | tomentosum | |
22. | Sarracenia | alata | „Pubescent Black“ DeSoto, Mississippi (Black) |
23. | Sarracenia | alata | |
24. | Sarracenia | flava | |
25. | Sarracenia | flava var. cuprea | North Carolina MK F 10 |
26. | Sarracenia | flava var. maxima | Giant Form, Honeysuckle Road |
27. | Sarracenia | flava var. ornata | |
28. | Sarracenia | flava var. rubricorpora | |
29. | Sarracenia | flava var. ruegelii | Giant Form (ex Plantarara) |
30. | Sarracenia | flava var. ruegelii | Milton, MK F 49 |
31. | Sarracenia | flava var. supraornata | |
32. | Sarracenia | flava var. vuprea | Exum North Carolina, MK F131a |
33. | Sarracenia | leucophylla | |
34. | Sarracenia | minor | „Typical“ |
35. | Sarracenia | oreophila | giant form, purple throat |
36. | Sarracenia | oreophila | vigorous clone |
37. | Sarracenia | oreophila | |
38. | Sarracenia | psittacina | |
39. | Sarracenia | psittacina var. okefenokeensis | Big Globose Traps |
40. | Sarracenia | purpurea subsp. purpurea | |
41. | Sarracenia | purpurea subsp. purpurea | f. heterophylla |
42. | Sarracenia | purpurea subsp. venosa | var. burkei „Chipola Giant“ |
43. | Sarracenia | purpurea subsp. venosa | var. montana |
44. | Sarracenia | purpurea subsp. venosa | „minor Black“ |
45. | Sarracenia | rubra subsp. alabamensis | Chilton Alabama |
46. | Sarracenia | rubra subsp. gulfensis | Dark Tall pitchers, ex J. Welham |
47. | Sarracenia | rubra subsp. rubra | |
48. | Sarracenia | rubra subsp. wherryi | |
49. | Sarracenia | rubra susp. ionesii | typical form |
50. | Sarracenia | x hybrida | |
51. | Spiranthes | cernua var. odorata | „Chadds Ford“ |
52. | Trichophorum | alpinum | |
53. | Utricularia | bremii | |
54. | Utricularia | cornuta | |
55. | Utricularia | inflata | |
56. | Utricularia | striata | |
57. | Vaccinium | macrocarpon | |
58. | Viola | pallens | |
59. | Viola | palustris |