Fettkräuter (Pinguicula) am Naturstandort in Deutschland
Einführung
Die Gattung aus der Familie der Wasserschlauchgewächse ist mit etwa 90 Arten auf der gesamten Nordhalbkugel vertreten. Bei den Fettkräutern handelt es sich um (von wenigen Arten abgesehen) mehrjährige, rosettenbildende Arten. Die Blätter sind zwischen wenigen bis knappen 30 Zentimetern lang und meist rundlich, seltener länglich bis fadenförmig. Es werden meist rosane bis violette veilchenartige Blüten gebildet. Andere Blütenfarben sind selten. Hauptverbreitungsschwerpunkt ist Mexiko, die meisten Arten dort sind heterophylle Pflanzen, bilden also sukkulente Winterblätter aus. Aus den tropischen und subtropischen Gebieten existieren daneben einige homophylle Fettkräuter mit ganzjährig nur einer Blattform. Daneben existieren eine ganze Reihe von Arten aus den temperierten Zonen, die teils stark frostverträglich sind. Auch hier existieren homophylle und heterophylle Pflanzen. Allerdings kommen in Deutschland nur zwei Arten vor, nämlich Pinguicula alpina und Pinguicula vulgaris.
Auf der Blattoberfläche befinden sich einerseits kurz-gestielte Tentakeln, daneben nicht-gestielte Drüsen. Der auf einer Polysaccharid-Lösung basierende Fangschleim wird von den Tentakeln abgegeben. Fettkräuter produzieren eine Reihe an Enzymen, womit die Beute, die vor allem aus kleinen Fliegen besteht, verdaut wird. Die Spaltprodukte werden über die ungestielten Drüsen resorbiert.
Die Fettkräuter zählen zu den aktiven Klebefallen. Zwar sind die Tentakeln unbeweglich, es besteht aber eine mehr oder minder ausgeprägte Fähigkeit zu einer Bewegung des Blattes. Manchmal ist diese Fähigkeit nur marginal ausgeprägt und es findet sich allenfalls eine leichte Eindellung des Blattes im Bereich der Beute, so dass diese in einem kleinen See an enzymreicher Verdauungsflüssigkeit schwimmt. Daneben existieren aber auch Arten, die vor allem im Blattrandbereich eine größere Beweglichkeit des Blattes aufweisen.
Alpenfettkraut (Pinguicula alpina)
Diese sehr interessante Art wurde bereits 1753 von Carl von Linné beschrieben. Heute wird sie zusammen mit einigen asiatischen Arten in die Sektion Micranthus der Untergattung Temnoceras eingruppiert. Pinguicula alpina ist nach dem Bundesartenschutzgesetz geschützt.
Das Verbreitungsgebiet umfasst in Europa Skandinavien, die Alpen, die Pyrenäen sowie die Karpaten, erstreckt sich ostwärts aber bis in das Himalayagebirge. Besiedelt werden hauptsächlich kalkhaltige, teils lehmige Böden mit niedriger Vegetation. Mitunter findet man die Art in Begleitung anderer Fettkrautarten, wie Pinguicula vulgaris, Pinguicula leptoceras oder Pinguicula grandiflora.
Die mehrjährige Pflanze bildet im Jahresverlauf zwei verschiedene Blatttypen. Im Spätherbst werden die nicht karnivoren, etwa 1 cm lange Winterblätter gebildet, die dicht zusammenstehen und somit die Winterknospe (Hibernakel) bilden.
Aus der Winterknospe entwickeln sich dann im Frühjahr die karnivoren Sommerblätter. Selten erreichen diese eine Länge von über 3 cm. Die Blätter weisen mehrere bestimmungsrelevante Merkmale auf. Die Blattränder sind oft stark umgebogen, bei einem sonnigen Standort sind vor allem die Blattränder rötlich überlaufen. Wichtigstes Bestimmungsmerkmal ist jedoch das Fehlen von Verdauungsdrüsen und Tentakeln entlang der Mittelrippe. Wie bereits eingangs geschildert, gehört diese Art zu den aktiven Klebefallen.
Im Frühjahr erscheinen die zirka 1,5 cm durchmessende, weißen Blüten. Charakteristisch ist ein gelber Schlundfleck.
Im Juli 2012 habe ich diese Art in der Nähe von Oberstdorf gefunden. Der Standort befand sich etwa 2.200 m über NN an einem feuchten Gebirgshang. Neben mehreren Orchideenarten zeigte sich in unmittelbarer Nähe die Silberwurz als Begleitpflanze.
In Österreich fand ich die Art im Juli 2013 in der Nähe von Bad Mitterndorf auf 1.700 m über NN. Auch bei diesem Biotop handelte es sich um einen überrieselten Hang.
Gewöhnliches Fettkraut (Pinguicula vulgaris)
Auch diese Art wurde bereits 1753 von Carl von Linné beschrieben. Heute wird sie in die Sektion Pinguicula der Untergattung Pinguicula eingruppiert. Pinguicula vulgaris ist nach dem Bundesartenschutzgesetz geschützt.
Das Verbreitungsgebiet von Pinguicula vulgaris ist ausgesprochen groß. Die Art findet sich in weiten Teilen Europas und den nördlichen Anteilen Amerikas sowie Asiens. In Deutschland findet sie sich vor allem im Süden und ist im Allgäu und in den Alpen doch noch recht häufig zu finden.
Die dauerfeuchten Standorte sind durch eine niedrige Vegetation gekennzeichnet. Bezüglich des pH-Wertes hat die Art eine relativ große Amplitude – bewachsen werden mäßig saure Standorte ebenso wie neutrale oder basische. Der Boden kann somit ebenso aus Weiß- oder Schwarztorf, aber auch aus Lehm oder Kalkgestein mit geringer Humusauflage bestehen.
Die mehrjährige Pflanze bildet im Jahresverlauf – ebenso wie Pinguicula alpina – zwei verschiedene Blatttypen. Im Spätherbst werden die nicht karnivoren, etwa 1 cm langen Winterblätter gebildet, die dicht zusammenstehen und somit die Winterknospe (Hibernakel) bilden.
Aus der Winterknospe entwickeln sich dann im Frühjahr die karnivoren Sommerblätter. Diese erreichen eine Länge von etwa 5 cm, manchmal jedoch auch deutlich mehr. Die Blätter sind hellgrün, nur selten bei guter Sonneneinstrahlung leicht rötlich überlaufen. Die Blattränder sind nur leicht nach oben umgeschlagen. Im Gegensatz zu Pinguicula alpina ist auch die Mittelrippe mit Verdauungsdrüsen und Tentakeln besetzt.
Nach neueren Untersuchungen ernährt sich Pinguicula vulgaris von Trauermücken und vor allem von Blütenpollen. Diese sollen im Frühjahr etwa zu 70% der Stickstofflieferant sein.
Die violetten Blüten erscheinen zwischen Ende April bis Anfang Juni. Sie haben etwa eine Länge von 2 cm, wovon die Hälfte auf den Sporn entfällt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Fettkrautarten sind die Kronblätter nicht ausgebreitet, sie neigen zusammen, so dass die Blüte einen röhrenförmigen Aspekt hat.
Ich habe diese Art bereits an vielen Standorten in Süddeutschland angetroffen. Überwiegend handelt es sich um Flachmoore. Daneben fand ich die Art aber auch schon an feuchten Wegrändern oder am Ufer von kleinen Teichen. Interessant ist die Amplitude der Blattlänge. Zumeist sind diese selten länger als 5 cm, im Landkreis Bad Tölz habe ich aber auch schon Pflanzen mit einer Blattlänge von etwa 12 cm gesehen.