Hochlandgewächshaus

Im Überblick

Nepenthes mira, Oktober 2019.

Sehr viele fleischfressende Pflanzen, Orchideen und andere interessante Tropenpflanzen kommen im tropischen Regenwald in Höhenlagen vor. An ihren Standorten herrschen tagsüber Temperaturen über 20°C bei hoher Luftfeuchtigkeit und sehr guten Lichtverhältnissen. Aufgrund der Höhenlage sind diese Standorte nachts jedoch durch einen deutlichen Temperaturabfall – teils bis knapp über den Gefrierpunkt – charakterisiert.

Gerade die Nachtabsenkung stellt den Halter von Hochlandarten vor Herausforderungen. Prinzipiell werden verschiedene Konzepte in der Kultivierung dieser Arten angewendet:

  • Kultivierung in einem Erdgewächshaus. Aufgrund der ganzjährig relativ konstanten Temperaturen im Erdreich wahrscheinlich die Ideallösung. Im Sommer besteht wenig Aufwand für eine aktive Kühlung, im Winter relativ wenig Aufwand für eine Beheizung (zur Frostvermeidung). Jedoch kostspielig und Aufwendung in der Anschaffung.
  • Kultivierung in umgebauten Kühlschränken/Kühltruhen. Nachts ist nachts ganzjährig eine gute und stabile Nachtabsenkung möglich, jedoch aufgrund des sehr begrenzten Platzangebots nur für sehr schwierige Arten lohnenswert.
  • Kultivierung in einem Terrarium/Gewächshaus mit passiver/aktiver Kühlung. Sofern ein relativ kühler Kellerraum zur Verfügung steht, kann eine mäßige Nachtabsenkung durch das nächtliche Abschalten der Beleuchtung, einschalten einer Beneblungsanlage (Verdunstungskühle) und je nach Außentemeperaturen durch eine Belüftung mit kälterer Außenluft erzielt werden. Bei einem Standort im Freien muss einerseits eine Heizung für die Wintermonate, daneben eine technische Möglichkeit der Kühlung Nachts und in den Sommermonaten installiert werden. Für die Kühlung werden teilweise Klimaanlagen, Wärmetauscher aber auch Luftkühler mittels Verdunstung verwendet.

Projekt

Langfristig strebe ich ein großes Erdgewächshaus an. Um die ersten Kulturerfahrungen mit Hochlandarten zu sammeln, habe ich mich jedoch zunächst für ein Gewächshaus im Keller entschieden.

Erläuterung des Baus

Beginnender Moosbewuchs auf einer Xaximplatte, Oktober 2019.
Beginnender Moosbewuchs auf Hygrolon-Vlies, Oktober 2019.

Wichtig ist mir eine naturnahe Gestaltung der Kulturfläche. Daher habe ich mich für ein relativ großes Gewächshaus mit 4,625 m² Grundfläche entschieden. Als Pflanzflächen dienen einerseits 4 mit Pinienrinde und Torf gefüllte Aquarien, daneben aber auch befeuchte Wandverkleidungen aus Xaximplatten und Hygrolon-Vlies und diverse Äste zum Aufbinden von Epiphyten.

Damit die Aquarien nicht irgendwann überlaufen, sind in diesen jeweils zwei große, ringsherum gelochte Plastikwannen verbaut. Dazwischen ist senkrecht ein Drainagerohr eingebracht. Durch ein Filtervlies sind die Wannen und das Drainagerohr von dem Pflanzsubstrat getrennt. Bei Bedarf können die Aquarien über das Drainagerohr mit einer kleinen Tauchpumpe abgepumpt werden.

Zur Minimierung von Feuchtigkeitsübertritten in den Kellerraum habe ich das Gewächshaus auf eine Teichfolie gestellt, die Folie wurde nach oben umgeschlagen, an das Gewächshaus geschraubt und der feine Schlitz zwischen Folie und Gewächshaus ebenso wie sämtliche Ritzen des Gewächshaues mit Silicon abgedichtet.

Feine Beregnung.

Zur Sicherheit ist im Kellerraum ein elektrischer Luftentfeuchter aufgestellt, der automatisch anläuft, sobald die relative Luftfeuchtigkeit im Keller auf über 55% steigt.

Für die Beleuchtung sind insgesamt 7 LED-Lampen verbaut. Die Wahl auf LED-Lampen fiel dabei nicht nur wegen der Energieeffizienz, sondern auch aufgrund der geringen Abwärme. Für eine maximale Lichtsausbeute ist das gesamte Gewächshaus mit einer Alufolie umhüllt. Die Bewässerung erfolgt über eine Lucky Reptile Super Rain Pro Beregnungsanlage, welche Regenwasser aus einem 100 l-Fass ansaugt. Somit ist das Gewächshaus für insgesamt drei Wochen autark.

Damit die Pflanzen trocken in die Nacht gehen, läuft die Beregungsanlage morgens, danach erfolgt ein Luftaustausch mittels zweier Rohrventilatoren. Einer von diesen saugt Luft aus dem Freien an, der andere bläst die Abluft aus dem Gewächshaus ins Freie. Für einen optimierten Luftaustausch erfolgt die Verteilung der Zuluft als auch das Absaugen der Abluft im Gewächshaus über jeweils 1 m lange gelochte Aluminiumrohre. Unterstützend laufen vier PC-Lüfter zur Luftumwälzung.

Technische Ausstattung

Im Gewächshaus sind die folgenden Komponenten verbaut:

  • Beleuchtung
      120W-LED-Pflanzenlampen, 4 Stück, mit je 7995-9594 Lumen, 234 blauen und 1131 roten LEDs, 430-460 und 630 – 660 nm
      21,5 W-Osram-LED-Leuchten, 3 Stück, mit je 2000 Lumen, 3.000 K
  • Belüftung
      2 Blauberg Turbo-E Rohrventilatoren, Anschlußdurchmesser Zuluft 100 mm, Abluft 125 mm
  • Bewässerung
      Lucky Reptile Super Rain Pro Beregnungsanlage
  • Epiphytenäste
      3 Korkeichenäste, diverse Äste heimischer Bäume
  • Gewächshaus
      Palram Hybrid Gewächshaus, anthrazit, 185×250 cm, 4,625 m²
      Bodenabdichtung mittels Naturagart Premium-Teichfolie Grün, 1 mm
      Außenverkleidung mit Strotex 90 Alu Dachfolie zur Wärmedämmung und Lichtreflexion
  • Pflanzgefäße/Substrat
      4 Aquarien à 120x50x50 cm, zusammen 2,4 m² Grundfläche
      Mischung Weißtorf/Pinienrinde 15-25 mm, 50:50
  • Rückwand
      20 Xaximplatten à 50x20x1,5 cm, zusammen 2 m² Fläche
      Hygrolon-Vlies, zusammen 4 m² Fläche

Entwicklung

2019

Initial war eine HQI installiert. Diese führte aufgrund der Abwärme jedoch zu einer deutlichen Aufheizung. Wider Erwarten haben die Hochlandnepenthen diese „Heißphase“ gut überstanden, wohingegen die Heliamphoras massiv gelitten haben. Nach Ersatz der HQI durch 3 LED-Röhren zeigt das Gewächshaus tagsüber eine Aufwärmung bis maximal 22°C.

Erfreulich gestaltet sich bislang die Entwicklung der Orchideen, von denen über 10 Arten bereits im Gewächshaus geblüht haben.

Aktuelle Bestandsliste

Nr. Gattung Art Bemerkung
1. Aerangis mystacidii  
2. Angraecum erectum  
3. Barbosella handroi  
4. Bifrenaria tyrianthina  
5. Bulbophyllum cernuum  
6. Bulbophyllum dearei  
7. Bulbophyllum falcatum  
8. Bulbophyllum frostii  
9. Bulbophyllum odoratissimum  
10. Ceratostylis philippinensis  
11. Chelonistele sulphurea  
12. Chysis bractescens  
13. Chysis laevis  
14. Chysis tricostata  
15. Cirrhopetalum fascinator  
16. Cirrhopetalum rothschildianum  
17. Cymbidium erythrostylum x sib  
18. Cymbidium insigne  
19. Dendrobium aberrans  
20. Dendrobium aggregatum  
21. Dendrobium amethystoglossum  
22. Dendrobium loddigesii  
23. Dendrobium macrostachyum  
24. Dendrobium shermannii  
25. Dendrochilum glumaceum  
26. Dracula anthracina  
27. Dracula erythrocodon  
28. Dracula felix  
29. Dracula hirsuta  
30. Dracula houtteana  
31. Dracula nycterina  
32. Dracula pubescens  
33. Dracula saulii  
34. Dracula severa  
35. Epidendrum melanoporphyreum  
36. Epidendrum porpax  
37. Epidendrum pseudoepidendrum  
38. Epidendrum (Panarica) brassavolae  
39. Gongora aromatica  
40. Gongora grossa  
41. Heliamphora ionasii (Ilu Tepui)
42. Heliamphora minor (Ayuan Tepui)
43. Heliamphora nutans  
44. Jumellea arborescens  
45. Laelia anceps var. veitchiana
46. Laelia tenebrosa  
47. Lecanopteris lomarioides  
48. Lecanopteris sinuosa  
49. Lepanthes calodiction  
50. Masdevallia floribunda var. galeottiana
51. Masdevallia herradurae  
52. Masdevallia nidifica  
53. Masdevallia paivaeana  
54. Maxillaria sophronitis  
55. Maxillaria variabilis  
56. Mediocalcar bifoliatum  
57. Mediocalcar pygmaeum  
58. Micropera utriculosa  
59. Neolauchea pulchella  
60. Nepenthes chaniana (Gunung Batu Lawi, Borneo)
61. Nepenthes copelandii (Gunung Batu Lawi, Borneo)
62. Nepenthes lowii (Gunung Mulu, Borneo)
63. Nepenthes minima  
64. Nepenthes mira (Palawan, Philippines)
65. Nepenthes rajah (Mt. Kinabalu, Borneo)
66. Nepenthes tentaculata (Gunung Rajah, Borneo)
67. Oerstedella centradenia  
68. Omcidium crocidipterum  
69. Oncidium divaricatum  
70. Paphiopedilum appletonianum  
71. Paphiopedilum callosum var. thailandense
72. Paphiopedilum gratrixianum  
73. Paphiopedilum superbiens  
74. Phaius wallichii  
75. Phalaenopsis lobbii  
76. Polystachya bella  
77. Polystachya rhodocheila  
78. Prostechea vespa  
79. Restrepia dodsonii  
80. Sedirea japonica  
81. Sigmatostalix radicans  
82. Sophronitis cernua  
83. Stanhopea nigroviolacea  
84. Stanhopea oculata  
85. Stanhopea wardii  
86. Stelis (Pleurothallis) galeata  
87. Tillandsia aeranthos  
88. Tillandsia albertiana  
89. Tillandsia albida  
90. Tillandsia baileyi  
91. Tillandsia bulbosa  
92. Tillandsia caerulea  
93. Tillandsia caput-medusae  
94. Tillandsia circinata  
95. Tillandsia disticha  
96. Tillandsia fuchsii  var. argentea
97. Tillandsia funkeana  
98. Tillandsia gardneri  
99. Tillandsia heteromorpha  
100. Tillandsia ionantha  var. ionantha
101. Tillandsia juncea  
102. Tillandsia kammii  
103. Tillandsia kolbii (ion. scaposa)  
104. Tillandsia leiboldiana  var. mora
105. Tillandsia magnusiana  
106. Tillandsia neglecta  
107. Tillandsia oaxacana  
108. Tillandsia pohliana  
109. Tillandsia pruinosa  
110. Tillandsia punctulata  
111. Tillandsia rectifolia  
112. Tillandsia reichenbachii  
113. Tillandsia schiedeana  
114. Tillandsia seideliana   
115. Tillandsia stricta  
116. Tolumnia hawkensonianum  
117. Trichoceras antennifer  
118. Utricularia alpina  
119. Utricularia longifolia  
120. Utricularia reniformis  
121. Wallisia cyanea  
122. Warczewiczella discolor  
123. Zootrophion atropurpureum  

 

Baumpilz.
Bewuchs Oktober 2019.
Masdevallia floribunda var. galeottiana.
Restrepia dodsonii.
Maxillaria variabilis.
Maxillaria sophronitis.
Dracula nycterina.
Dracula nycterina.
Dracula erythrocodon.
Phalaenopsis lobbii.
Dendrobium aberrans.
Dendrochilum glumaceum.
Masdevallia paivaeana.
Lepanthes calodictyon.

Fotos

Masdevallia herradurae.
Masdevallia paivaeana.
Dracula pubescens.
Dracula pubescens, Detailansicht.
Epidendrum porpax.