Wasserschlauch (Utricularia)

Im Überblick

Epiphytischer Wasserschlauch (Utricularia reniformis), Blüte im Mai 2011.

Die Gattung Utricularia stellt mit etwa 220 Arten weltweit die zweitgrößte Gruppe der fleischfressenden Pflanzen dar. Die Anatomie der Utricularien ist kompliziert und zwischen den verschiedenen Arten zudem noch divergent. Um an dieser Stelle einen ausführlichen Exkurs in die Nomenklatur der Botanik zu vermeiden, reduziere ich den Aufbau eines Wasserschlauchs etwas, wenngleich dieser dann anatomisch nicht ganz korrekt ist. Utricularien besitzen keine Wurzeln, vereinfacht bestehen sie aus Sprossen, Fallen, Blättern und Blüten.

Die riesige Gruppe der Utricularien kann man vereinfacht in drei große Untergruppen gliedern, die gänzlich divergent zu pflegen sind:

1. Aquatische Utricularien: Hierbei handelt es sich um die zweitgrößte Gruppe. Einige Vertreter sind winterhart, sie überdauern den Winter mittels Turionen. Zu dieser Gruppe gehören die sieben in Deutschland heimischen Arten. Der bekannteste, nicht-winterharte, aquatische Wasserschlauch ist die leicht zu pflegende Utricularia gibba.

2. Terrestrische Utricularien: Diese Gruppe ist mit Abstand die größte. Die Arten sind meist subtropisch bis tropisch und leicht zu pflegen. Größtes Problem ist die Sortenreinheit, sowohl bezüglich des Kaufs als auch später in der Haltung. Stehen die Töpfe zu dicht beieinander bildet sich alsbald eine bunte Utricularienmischung aus.

3. Epiphytische Utricularien: Ein- bis zweidutzend Arten wachsen epiphytisch in Südamerika. Es handelt sich also um Aufsitzerpflanzen, die zum Beispiel in feuchten Astgabeln oder in Moospolstern wachsen. Diese Gruppe ist relativ schwierig, aber sehr lohnenswert. Es werden große, farbige Blüten gebildet, die den Orchideenblüten kaum nachstehen. Bekannte Vertreter dieser Gruppe sind Utricularia alpina, Utricularia humboldtii oder Utricularia longifolia.

Fallenmechanismus

Der Fallenmechanismus wurde bereits auf der vorherigen Seite ausführlich beschrieben.

Kultur und Vermehrung

Da sich die Kultur der verschiedenen Gruppen beträchtlich unterscheidet, folgen nun getrennte Kulturanleitungen:

1. Aquatische Utricularien: Die winterharten Arten werden am besten in einem Hochmoorbeet in einer Schlenke gehalten. Utricularia australis, Utricularia stygia und Utricularia vulgaris werden ziemlich groß und bedürfen daher entweder einer großen Schlenke, können aber auch, da sie weniger anspruchsvoll sind, in einem nährstoffarmen Gartenteich gepflegt werden. Utricularia bremii, Utricularia intermedia, Utricularia minor und Utricularia ochroleuca sind deutlich kleiner. Im Herbst bilden diese Arten winterharte Turionen (Winterknospen), die zum Boden sinken und dort den Winter überdauern. Die wenigen nicht frostverträglichen Arten müssen in einem Aquarium gehalten werden. Es reicht ein geringer Wasserspiegel sowie eine feine Schicht Torf als Substrat. Das Substrat/Wasser sollte nährstoffarm sein, damit es nicht zu einer Veralgung der Pflanzen kommt. Die Vermehrung ist sehr leicht, da aquatische Arten während des Wachstums zahlreiche Seitentriebe produzieren.

2. Terrestrische Utricularien: Als Substrat genügt reiner Weißtorf. Die Bewässerung erfolgt in Anstaubewässerung. Die Töpfe können meist auch kurzzeitig überschwemmt sein. Als Standort wählen sie einen hellen und warmen, aber vor direktem Sonnenlicht geschützten Platz. Eine Kultur auf dem Fensterbrett ist durchaus als ideal anzusehen. Dort können sie ganzjährig gepflegt werden. Die kriechenden Sprosse verlassen alsbald den Topf und versuchen in den nächsten einzuwachsen. Die Töpfe sollten deshalb in ausreichendem Abstand zueinander stehen, um einem bunten Utricularien-Mix vorzubeugen. Viele Arten sind ausgesprochen blühfreudig. Die Blüten sind zwar klein, aber dennoch attraktiv, da sie in fast allen erdenklichen Farben vorkommen. Die Vermehrung ist über Teilung sehr leicht, kann theoretisch aber auch durch Samen erfolgen. Gefährdet sind terrestrische Utricularien durch Blattläuse und Grauschimmel, der bei einem Mismatch zwischen Temperatur, Lichtverhältnissen und Luftfeuchtigkeit auftritt.

3. Epiphytische Utricularien: Die Gruppe der epiphytischen Utricularien stellt mit Abstand die attraktivste, zugleich aber auch schwierigste Gruppe dar. Es werden große, ledrige Blätter sowie bunte, prächtig-große Blüten gebildet. Entsprechend dem natürlichen Standort wollen diese Arten ein lockeres und luftiges Substrat. Bewährt hat sich eine Mischung aus Torf, Pinienrinde und Sphagnum. Das Substrat ist gleichmäßig feucht, aber nie nass zu halten. Gewünscht wird ein heller, luftfeuchter und mäßig warmer Standort mit deutlicher Nachtabsenkung. Die langjährige Kultur ist daher nur unter Glas möglich. Relativ tolerant bezüglich ihrer Ansprüche sind noch Utricularia alpina und Utricularia longifolia.