Präkarnivoren

Brocchinea reducta (Bromelien-Art)

Die Gattung Brocchinea, ein Vertreter der Bromeliengewächse, umfasst insgesamt 21 Arten. Die Arten wachsen terrestrisch im Süden Venezuelas sowie in Guayana und kommen teilweise auch auf den Tepuis vor. Von den 21 Arten interessieren sich Insektivorenliebhaber nur für die Art Brocchinea reducta, die eine Trichterbromelie von einer maximalen Höhe von knappen 50 Zentimetern ist. Der Trichter ist flüssigkeitsgefüllt, die Blätter mit einer Wachsschicht überzogen. Im unteren Bereich der Blätter befinden sich zudem kleine, nach unten gerichtete Haare. Auf der Wachsschicht gleiten Insekten in den Trichter ab, ein Entkommen wird einerseits durch die Haare, andererseits durch ein Verkleben der Beine durch das Wachs erschwert. Der Status von Brocchinea reducta ist umstritten. Sie galt lange Zeit als präkarnivore Pflanze, nach neueren Erkenntnissen soll sie jedoch selbst Enzyme produzieren können.

Die Haltung dieser Art ist nicht einfach. Sie braucht einen sehr hellen und luftfeuchten Standort. Als Substrat ist eine lockere Mischung aus Torf, Sand und Perliten empfohlen. Im Sommer sollten die Temperaturen nicht über 25 °C tagsüber liegen, eine deutliche Nachtabsenkung ist erwünscht. Im Winter sollten die Temperaturen etwa tagsüber bei 15 °C liegen.

Catopsis berteroniana (Bromelien-Art)

Auch Gattung Catopsis, ebenfalls ein Vertreter der Bromeliengewächse, umfasst insgesamt 21 Arten. Insektivorenliebhaber interessieren sich ebenfalls nur für eine Art, nämlich Catopsis berteroniana, die eine  epiphytische Trichterbromelie von einer maximalen Höhe von knappen 100 Zentimetern ist. Der Trichter ist flüssigkeitsgefüllt, die Blätter mit einer dicken Wachsschicht überzogen, welche der Pflanze einen silbernen Anschein verleiht. In diesen Trichter fallen neben Pollen und Staub auch Insekten, die mittels Bakterien zersetzt werden. Die Spaltprodukte sollen durch die Art aufgenommen werden können, da die Pflanze jedoch keine eigenen Enzyme produziert, gilt sie als präkarnivore Pflanze. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Florida über Mittelamerika bis nach Ostbrasilien.

Die Haltung der Pflanze ist deutlich einfacher als von Brocchinea reducta. Über eine erfolgreiche Kultur auf dem Fensterbrett wurde schon berichtet, ansonsten gleichen die Bedingungen etwa denen von Tieflandnepenthes. Bevorzugt wird ein heller, ganzjährig warmer und luftfeuchter Standort. Eine leichte Nachtabsenkung ist förderlich aber nicht zwingend. Das Substrat, welches sehr locker sein sollte (z.B. eine Mischung aus Torf, Quarzsand, Sphagnum und Pinienrinde), sollte gleichmäßig feucht gehalten werden, jedoch nie nass, da eine Staunässe zum Tode der Pflanze führt. Eine Vermehrung ist über Samen und Kindeln möglich.

Ibicella lutea und Proboscidea lousianica (Teufelskrallen)

Der Vollständigkeit halber führe ich auf dieser Seite diese beiden Arten auf, wenngleich ich selber diese weder für karnivor noch präkarnivor halte. Botanisch gesehen ist es schon umstritten, ob der Gattungsrang von Proboscidea gerechtfertigt ist oder die Art lousianica nicht in die Gattung Ibicella umgruppiert werden müsste, da sich beide Gattungen nur sehr geringfügig unterscheiden. Ibicella lutea stammt ursprünglich aus Südamerika und ist inzwischen im Süden der USA sowie in Teilen Mittelamerikas als Neophyt eingebürgert. Proboscidea lousianica kommt ebenfalls in Mexiko und den Südstaaten der USA vor. Bei beiden handelt es sich um einjährige, krautige, geranienartige Pflanzen mit einem unangenehmen Aasgeruch. Die Pflanze ist komplett mit Drüsenhaaren besetzt, die eine Polysaccharidlösung sezernieren. Die Drüsen finden sich sowohl auf der Blattober- wie Blattunterseite, am Stamm sowie den Kelchblättern. Lediglich die Kronblätter sind unbesetzt. Mit den Drüsen werden kleine Fliegen gefangen. Eine Nutzbarmachung ist weder durch Enyzme noch durch eine Zersetzung durch Bakterien oder Pilzen nachgewiesen. Insgesamt sind diese beiden Arten so gar nicht karnivor. Sie kommen natürlicherweise auf eher trockenen, nährstoffreichen Böden vor und vor allem Ibicella lutea kann in einem halben Jahr zu einer einen Meter hohen Pflanze heranwachsen. Auf eine Düngung reagieren sie positiv. Evolutionsbiologisch macht für mich eine postulierte Karnivorie dieser Arten gar keinen Sinn. Die Pflanzen sind eher als Stickstoffzeiger zu werten, die per se nährstoffreiche Böden bevorzugen. Welchen Benefit haben die Pflanzen durch ein marginal höheres Stickstoffangebot, das sie durch den Insektenfang erzielen sollten? Gänzlich anders verhält es sich bei den restlichen präkarnivoren und karnivoren Gattungen, die allesamt auf nährstoffarmen Böden vorkommen und auf eine Düngergabe oft ausgesprochen negativ reagieren. Für mich persönlich handelt es sich bei den Drüsen eher um einen biologischen Insektenschutz, der die Pflanze vor Schädlingen bewahren soll. Hierfür spricht meines Erachtens auch die Verteilung der Drüsen, die bis auf die Kronblätter gleichmäßig auf der gesamten Pflanze zu finden sind.

Triphyophyllum peltatum (Hakenblatt)

Das Hakenblatt, oder auch Dreifaltigblatt genannt, ist zwar eine echte karnivore Pflanze, jedoch nur in einer von drei Lebensphasen. Das akut vom Aussterben bedrohte Hakenblatt befindet sich derzeit nur in botanischen Gärten in Kultur und stammt aus dem Regenwald der Westküste Afrikas. Initial handelt es sich um eine bodenständige Rosette, ehe das Höhenwachstum einsetzt. In diesem Stadium entwickelt das Hakenblatt bis zu 25 cm lange, fadenförmige Blätter, die als passive Klebefallen funktionieren und selbst aktiv Enzyme zur Insektenverwertung produzieren. In diesem zweiten Stadium benötigt die Pflanze offensichtlich zusätzliche Nährstoffe, um in das dritte Stadium überzutreten. In diesem Stadium wächst das Hakenblatt dann als Liane weiter und kann bis zu 50 m lang werden.