Fettkraut (Pinguicula)

Im Überblick

Gemeines Fettkraut (Pinguicula vulgaris), Blüte im Mai 2011 am Naturstandort.

Die Gattung aus der Familie der Wasserschlauchgewächse ist mit etwa 90 Arten auf der gesamten Nordhalbkugel vertreten. Bei den Fettkräutern handelt es sich um (von wenigen Arten abgesehen) mehrjährige, rosettenbildende Arten. Die Blätter sind zwischen wenigen bis knappen 30 Zentimetern lang und meist rundlich, seltener länglich bis fadenförmig. Es werden meist rosane bis violette veilchenartige Blüten gebildet. Andere Blütenfarben sind selten. Hauptverbreitungsschwerpunkt ist Mexiko, die meisten Arten dort sind heterophylle Pflanzen, bilden also sukkulente Winterblätter aus. Aus den tropischen und subtropischen Gebieten existieren daneben einige homophylle Fettkräuter mit ganzjährig nur einer Blattform. Daneben existieren eine ganze Reihe von Arten aus den temperierten Zonen, die teils stark frostverträglich sind. Auch hier existieren homophylle und heterophylle Pflanzen.

Hauptgruppen

1. temperierte, heterophylle Pinguiculae: Frostverträgliche Arten, die eine Winterknospe bilden, wie bei: Pinguicula alpina, Pinguicula grandiflora oder Pinguicula vulgaris

2. temperierte, homophylle Pinguiculae: Nicht oder nur gering frostverträgliche Arten, die keine Winterknospe bilden, wie bei: Pinguicula lusitanica oder Pinguicula lutea

3. subtropische – tropische, heterophylle Pinguiculae: Die meisten mexikanischen Arten. Nicht kälteverträglich, aber im Winter wird ein kleine Ruherosette gebildet, wie bei: Pinguicula gypsicola oder Pinguicula moranensis

4. subtropische – tropische, homophylle Pinguiculae: Fettkräuter aus tropischer Herkunft mit nur einer Blattform, wie bei: Pinguicula emarginata oder Pinguicula lignicola

Fallenmechanismus

Großblütiges Fettkraut (Pinguicula grandiflora).

Der prinzipielle Fallenmechanismus wurde bereits auf der vorherigen Seite ausführlich beschrieben. Auf der Blattoberfläche befinden sich einerseits kurz-gestielte Tentakeln, daneben nicht-gestielte Drüsen. Der auf einer Polysaccharid-Lösung basierende Fangschleim wird von den Tentakeln abgegeben. Fettkräuter produzieren eine Reihe an Enzymen, womit die Beute, die vor allem aus kleinen Fliegen besteht, verdaut wird. Die Spaltprodukte werden über die ungestielten Drüsen resorbiert. Die Fettkräuter zählen zu den aktiven Klebefallen. Zwar sind die Tentakeln unbeweglich, es besteht aber eine mehr oder minder ausgeprägte Fähigkeit zu einer Bewegung des Blattes. Manchmal ist diese Fähigkeit nur marginal ausgeprägt und es findet sich allenfalls eine leichte Eindellung des Blattes im Bereich der Beute, so dass diese in einem kleinen See an enzymreicher Verdauungsflüssigkeit schwimmt. Daneben existieren aber auch Arten, die vor allem im Blattrandbereich eine größere Beweglichkeit des Blattes aufweisen.

Hauptgruppen

1. temperierte, heterophylle Pinguiculae: Frostverträgliche Arten, die eine Winterknospe bilden, wie bei: Pinguicula alpina, Pinguicula grandiflora oder Pinguicula vulgaris

2. temperierte, homophylle Pinguiculae: Nicht oder nur gering frostverträgliche Arten, die keine Winterknospe bilden, wie bei: Pinguicula lusitanica oder Pinguicula lutea

3. subtropische – tropische, heterophylle Pinguiculae: Die meisten mexikanischen Arten. Nicht kälteverträglich, aber im Winter wird ein kleine Ruherosette gebildet, wie bei: Pinguicula gypsicola oder Pinguicula moranensis

4. subtropische – tropische, homophylle Pinguiculae: Fettkräuter aus tropischer Herkunft mit nur einer Blattform, wie bei: Pinguicula emarginata oder Pinguicula lignicola

Kultur und Vermehrung

Die Kultur und Vermehrung der Hauptgruppen

1. temperierte, heterophylle Pinguiculae: Diese Arten kommen in Gebieten mit frostigen Wintern vor. Im Sommer werden luftfeuchte, eher kühle, sonnige bis halbschattige Standorte bevorzugt. Die Böden sind eher mineralreich und neutral bis gar alkalisch. Der ideale Standort ist im Freien in einem Moorbeet. Zu beachten ist jedoch, dass diese Arten mit einem sauren Hochmoorbeet Probleme haben, zudem wollen sie nicht so nass stehen wie manche anderen Outdoor-Insektivoren. Am besten ist somit die Pflege in einem Flachmoor-Beet oder einem Moorkübel mit einer Mischung aus Torf, Sand und etwas Lehm. Auch den Winter können diese Pflanzen draußen verbringen. Eine Abdeckung mit Laub ist nur bei empfindlichen Arten erforderlich. Im Winter werden zudem zahlreiche Brutschuppen an der Basis der Winterknospe gebildet, aus denen sich im Frühjahr leicht neue Pflanzen heranziehen lassen. Legen Sie die Brutschuppen zur Vermehrung einfach auf feuchten Torf.

2. temperierte, homophylle Pinguiculae: Diese Gruppe stammt ebenfalls aus Regionen, die einen Sommer und einen Winter aufweisen. Im Winter herrscht jedoch kein oder nur sehr geringer Frost. Eine richtige Winterknospe wird ebenso wenig gebildet wie Brutschuppen. Diese Arten sind in der Kultur deutlich schwieriger als temperierte, heterophylle Pinguiculae. Im Sommer gelten die gleichen Haltungsbedingungen. Die Pflanzen sollten jedoch nicht ausgepflanzt werden, da sie im Winter im Haus gehalten werden müssen. Die Überwinterung ist bei dieser Pflanzengruppe auch die eigentliche Schwierigkeit. Benötigt wird ein heller und kühler sowie luftfeuchter Standort. Die Pflanzen sind nur noch leicht feucht zu halten.

3. subtropische – tropische, heterophylle Pinguiculae: Diese Gruppe ist mit Abstand die am einfachsten zu haltende. Zu ihr gehören ein Großteil der mexikanischen Arten, viele können durchaus als Anfängerpflanzen gelten. Im Sommer können sie auf dem Fensterbrett in leichter Anstaubewässerung in einer Mischung aus Torf und Sand gehalten werden. Während des deutschen Winters herrscht am natürlichen Standort eine Trockenzeit, so dass nur noch sehr kleine, sukkulente Blätter gebildet werden. In dieser Zeit sollten die Pflanzen etwas kühler und trockener, aber immer noch hell gehalten werden. Eine Vermehrung über Aussaat ist möglich aber langwierig. Wesentlich effizienter ist die Vermehrung über Blattstecklinge. Am besten eignen sich dafür die sukkulenten Blätter, die vorsichtig mit etwas von dem weißen Ansatz aus der Basis herauszubrechen sind. Die Blätter können nun entweder auf feuchtem Torf flach und leicht angedrückt ausgelegt werden oder einfach in ein Gefäß mit etwas Regenwasser gegeben werden. Relativ zügig bilden sich vor allem im Bereich der Basis, aber auch teils auf dem ganzen Blatt meist mehrere kleine Jungpflanzen, die man später – sobald das Blatt sich weitestgehend aufgelöst hat – mittels einer Rasierklinge separieren kann.

4. subtropische – tropische, homophylle Pinguiculae: Diese Gruppe ist in vielem heterogen. Ihnen gemeinsam ist, dass sie ganzjährig die selben Kulturbedingungen benötigen und nur eine Blattform ausbilden. Bezüglich der Herkunft, den Kulturbedingungen und der Schwierigkeit herrschen jedoch deutliche Unterschiede. Einerseits gehören zu dieser Gruppe sehr einfache Arten wie Pinguicula emarginata, die auf Torf ganzjährig warm (teils auf dem Fensterbrett) durchkultiviert werden können. Andererseits findet sich in dieser Gruppe zum Beispiel auch eine Pinguicula filifolia, eine Art nur für Experten.

Die Vermehrung kann über Aussaat oder über Blattstecklinge erfolgen.