Sumpfkrug (Heliamphora)
Im Überblick
Bei den Sumpfkrügen handelt es sich um eine Gattung aus der Familie der Schlauchpflanzengewächse mit aktuell 11 Arten (Heliamphora chimantensis, Heliamphora elongata, Heliamphora folliculata, Heliamphora heterodoxa, Heliamphora hispida, Heliamphora ionasii, Heliamphora minor, Heliamphora nutans, Heliamphora pulchella, Heliamphora sarracenioides, Heliamphora tatei) und 7 Formen und Varietäten (Heliamphora heterodoxa f. glabra, Heliamphora heterodoxa var. exappendiculata, Heliamphora heterodoxa var. exappendiculata f. glabella, Heliamphora minor f. laevis, Heliamphora tatei f. macdonaldae, Heliamphora tatei var. neblinae, Heliamphora tatei var. neblinae f. parva), welche im Nordosten Südamerikas vorkommen. Präziser formuliert sind die Tafelberge (Tepuis) vor allem im Regenwald von Venezuela die Heimat der Sumpfkrüge. Die Tafelberge ragen inselartig und flach bis zu einer Höhe von 3000 m aus dem Regenwald empor und sind absolute Extremstandorte. Gekennzeichnet sind diese Standorte durch eine hohe Luftfeuchtigkeit, sehr hohe jährliche Niederschlagsmengen, einer hohen Sonnen- und UV-Strahlenexposition sowie einem deutlichen Temperaturgefälle zwischen tagsüber und nachts. Tagsüber herrschen dort knapp über 20 °C, in der Nacht fallen die Temperaturen hingegen bis knapp über den Gefrierpunkt. Aufgrund dieser Datenlage sind Sumpfkrüge in ihrer Pflege heikel. Die Größe der Sumpfkrüge schwankt zwischen wenigen Zentimetern und knappen zwei bis drei Metern bei Heliamphora tatei. Bei dieser Art wachsen die bis zu 40 Zentimetern großen Schläuche an einem Pseudostamm.
Die Sumpfkrüge bilden lange Zeit juvenile Schläuche. Diese sind klein, und oben geschlossen. Die kleine Öffnung zeigt nach vorne. Erst im Alter werden die attraktiven adulten Schläuche gebildet, die etwas wie ein zusammengerolltes Laubblatt aussehen. An der Vorderkante des Schlauches, quasi der ‚Lötstelle‘, befindet sich eine Flügelleiste, in deren Mitte sich eine kleine Öffnung als Überlauf befindet. Diese Öffnung sorgt dafür, dass die Schläuche nur zu etwa der Hälfte flüssigkeitsgefüllt sind und die Beute bei den starken Niederfällen nicht weggespült wird. Die ‚Schlauchtüte‘ ist nach oben hin offen und weist keinen Deckel auf. An der Hinterseite der Schlauchöffnung befindet sich lediglich ein kleines, rudimentäres Anhängsel, welches bei guten Lichtverhältnissen tief rot gefärbt ist und Nektar produziert.
Fallenmechanismus
Der prinzipielle Fallenmechanismus wurde bereits auf der vorherigen Seite ausführlich beschrieben. Der Sumpfkrug besitzt eine einfach konstruierte Falle. Im Wesentlichen handelt es sich um ein zu einer Tüte gefaltetem Blatt, welches vorne verlötet ist. Hier befindet sich eine Flügelleiste, in deren vertikalen Mitte sich ein kleines Abflusslöchchen befindet, welches ein Überlaufen der Falle verhindern soll. Die Öffnung der Röhre läuft nach hinten leicht ansteigend an. In der Mitte des hinteren Randes befindet sich ein rudimentärer, kleiner Deckel, der sich unter Sonneneinstrahlung intensiv rot verfärben kann. Sowohl am Deckelchen wie auch entlang der Flügelleiste wird Nektar sezerniert, womit vor allem krabbelnde Insekten angelockt werden. Der Innenrand der Falle ist wächsern-glatt und mit feinen, nach unten gerichteten Haare versehen. Die Insekten können somit leicht in die Tiefe stürzen und ertrinken in der sich dort befindlichen Flüssigkeit. Die Zersetzung erfolgt durch Bakterien, eigene Enzyme produziert der Sumpfkrug nicht.
Kultur und Vermehrung
Die Kultur der Sumpfkrüge ist schwierig. Der Sumpfkrug ist keine Anfängerpflanze. Entsprechend des natürlichen Vorkommens benötigt der Sumpfkrug einen luftfeuchten und hellen Standort mit eher niedrigen Tagtemperaturen und einer deutlichen Nachtabsenkung. Zugleich möchte die Pflanze einen guten Luftaustausch und ist sehr empfindlich gegen Staunässe. Es sind verschiedene Kulturmethoden beschrieben. Im Wesentlichen sind jedoch nur zwei mit einigermaßen Aufwand realisierbar und erfolgversprechend. Eine Arten wie Heliamphora heterodoxa, Heliamphora minor oder Heliamphora nutans können von Frühjahr bis Sommer im Freien kultiviert werden. Ich habe meine Pflanzen dazu in Sphagnum in einen Tontopf gepflanzt und diesen ebenfalls in Sphagnum in mein Moorbeet eingesenkt. Einschränkend muss an dieser Stelle jedoch erwähnt werden, dass ein schönes Wachstum nur im Frühjahr und Herbst zu verzeichnen ist. Im Sommer stellt der Sumpfkrug sein Wachstum aufgrund der hohen Temperaturen ein. Die Überwinterung erfolgt hell in minimaler Anstaubewässerung in einem kalten Zimmer. Von vielen anderen Insektivorenliebhabern wird die Haltung aufwendiger, jedoch professioneller betrieben. Klassischerweise erfolgt die Kultivierung unter Glas und starkem Kunstlicht in einem Kellerraum. Durch die Lampe erwärmt sich das Terrarium oder Gewächshaus ausreichend. Nachts fallen die Temperaturen im ungeheizten Keller in ausreichendem Maße ab. Zudem wird für eine hohe Luftfeuchtigkeit gesorgt. Unter dem Menüpunkt ‚Links‘ finden Sie zu dieser Kulturmethode, die im Übrigen auch für Hochland-Nepenthes sehr gut ist, einen exzellenten weiterführenden Link.