Zwergkrug (Cephalotus)
Im Überblick
Der Zwergkrug ist entwicklungsbiologisch relativ isoliert. Bei dieser monotypischen Gattung handelt es sich um den einzigen karnivoren Vertreter aus der Ordnung der Sauerkleeartigen. Er kommt isoliert in einem kleinen Areal im äußersten Süd-Südwesten von Australien um Albany herum auf sehr sandigem, ganzjährig feuchtem Torf vor.
Die mehrjährige und ausdauernde Pflanze besitzt ein kriechendes Rhizom, aus dem teils aus mehreren Vegetationszentren die Blätter oder Krüge entspringen. Der Zwergkrug ist nur während der warmen Jahrehälfte karnivor. Er bildet dann zirka 2 – 3 cm lange, gestielte Krüge, die leicht schräg dem Boden aufliegen. Über der Krugöffnung befindet sich ein Deckel, der einerseits den Verdauungssaft vor einer Verwässerung durch Regenfälle schützen soll. Bei sehr trockenem und heißem Wetter senkt sich der Deckel auf die Öffnung und verhindert somit eine Verdunstung der Verdauungsflüssigkeit. Die Fallenöffnung ist von einem Peristom umgeben, an der Vorderseite des Kruges führen drei behaarte Flügelleisten vom Boden bis zum Peristom. Unter intensiven Sonneneinstrahlung verfärbt sich der Krug intensiv braunrot.
Während des Winters stellt der Zwergkrug seine Karnivorie ein. Statt der Krüge werden nun normale, verkehrteiförmige bis spatelförmige Laubblätter produziert.
Fallenmechanismus
Der prinzipielle Fallenmechanismus wurde bereits auf der vorherigen Seite ausführlich beschrieben. Entlang der Flügelleisten werden überwiegend Ameisen, in geringem Umfang auch andere krabbelnde Insekten, in Richtung des Peristom geführt, die durch Absonderungen dort angelockt werden. Unterhalb des Peristoms ist die Innenwand des Kruges sehr glatt, so dass die Beute in die Verdauungsflüssigkeit, die mehrere verschiedene Enzyme enthält, fällt. Eine innere Behaarung der Falle weist der Zwergkrug nicht auf.
Kultur und Vermehrung
Die Kultur des Zwergkruges ist etwas schwieriger und daher für den Anfänger nicht geeignet. Der Zwergkrug bevorzugt ein sehr sandiges Substrat, so dass eine Mischung von Weißtorf mit Quarzsand im Verhältnis 1:1 bis 1:2 gewählt wird. Ich kultiviere meinen Zwergkrug in einem großen Tontopf, den ich im Sommer in das Hochmoorbeet einsenke. Ansonsten ist auch eine Bewässerung in leichter Anstaubewässerung möglich. Vor dem Nachgießen sollte man warten, bis das Wasser nahezu komplett verbraucht ist. Der Zwergkrug ist nicht winterhart, so dass er vor den ersten Frösten ins Haus geholt werden muss. Dort bevorzugt er einen hellen und kühlen Standort. Der Zwergkrug reagiert empfindlich auf eine Wässerung von oben. Bleibt Wasser in den Vegetationszentren stehen, so kann er hier schnell faulen.
Eine generative Vermehrung ist wenig effizient. Der Zwergkrug setzt nur spärlich Samen an, die auch nur kurzzeitig keimen. Wesentlich effizienter ist die vegetative Vermehrung, die auf zwei Arten geschehen kann. Große Exemplare weisen mehrere Vegetationszentren auf, die geteilt werden können. Bei der Teilung sind folgende Punkte zu beachten. Verwenden Sie nur ein sehr sauberes, scharfes Messer. Eine vorherige Desinfektion zum Beispiel mit Alkohol ist wichtig. Teilen Sie das Rhizom in ausreichendem Abstand zu den nächsten Vegetationszentren. Jedem Zentrum müssen zudem ausreichend Wurzeln verbleiben. Scheiden Sie vorsichtig das Rhizom durch. Keinesfalls sollte dieses gequetscht oder ausgefranst werden. Verwenden Sie daher nur ein scharfes Messer, so dass Sie eine glatte Schnittfläche zum Schluss haben. Lassen Sie die Schnittflächen an der Luft kurz abtrocknen, ehe Sie beide Teile erneut einpflanzen. Eine vorherige Bestäubung der Schnittflächen mit Aktivkohle ist nicht verkehrt. Hierdurch reduzieren Sie die Gefahr für eine Infektion der Schnittfläche zum Beispiel mit Schimmelpilzen.
Neben der Vermehrung durch Teilung steht auch die Vermehrungsmethode des Blattstecklings zur Verfügung. Dazu können sowohl Laubblätter als auch Krüge verwendet werden. Beide müssen direkt am Rhizom abgetrennt werden. Am effiktivsten geschieht das durch ein vorsichtiges Abzupfen. Die weiße Basis des Blattes oder des Krugstiels wird anschließend etwa 1 cm tief in sandigen Torf gegeben. Unter leichter Anstaubewässerung und hoher Luftfeuchtigkeit müssen Sie nun Geduld beweisen. Auf jeden Fall sollten Sie der Versuchung widerstehen, nach einiger Zeit nachzusehen, da Sie dadurch fast zwangsläufig den sich inzwischen gebildeten Ableger in der Erde abreißen. Es kann viele Wochen dauern, ehe sich die ersten Blätter aus der Erde herausschieben. Der Versuch ist erst gescheitert, wenn das Blatt oder der Krug abgestorben ist. Selbst wenn sich das Blatt nach Wochen allmählich gelb verfärbt, kann sich noch ein kleines Pflänzchen kurze Zeit später zeigen.